Ottokar Kernstock


1848 – 1928

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Verknüpfte Normincipits


Und heiß begann aus meinem Aug' zu fließen (textete)
Sei gesegnet ohne Ende (textete)
Sankt Michel, der vor Gottes Thron (textete)
Der Nachtwind streicht durch die Bastein (textete)
Frischen Mut, junges Blut! (textete)

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Ottokar Kernstock, eigentlich Otto Kernstock (* 25. Juli 1848 in Marburg an der Drau, Steiermark, Österreich-Ungarn, heute Slowenien; † 5. November 1928 auf Schloss Festenburg, Steiermark) war ein österreichischer Dichter, Priester und Augustiner-Chorherr.

Leben

Otto Kernstock wurde in Marburg an der Drau, der Heimatstadt seiner Mutter, geboren, wo er mit seinen zwei jüngeren Geschwistern seine ersten Lebensjahre verbrachte. Sein Vater stammte aus Prachatitz im Böhmerwald. 1855 übersiedelte die Familie, da Kernstocks Vater als k. k. Finanzbeamter nach Graz versetzt wurde. Nach seiner Matura an der k.k. Realschule (heute Akademisches Gymnasium) in Graz studierte er zunächst Rechtswissenschaften und wurde Mitglied der Akademischen Sängerschaft „Gothia“.

1867 trat er in das Chorherrenstift Vorau ein, wo er den Ordensnamen Ottokar erhielt. 1871 empfing er die Priesterweihe. Kernstock war zunächst Archivar und Bibliothekar des Stiftes und wirkte ab 1873 als Kaplan in Waldbach, Sankt Lorenzen am Wechsel und Dechantskirchen. Von 1889 bis zu seinem Lebensende war er Pfarrer von Festenburg in der Oststeiermark. Im Schloss Festenburg ist heute ein Kernstock-Museum eingerichtet.

1916 wurde ihm angeboten, Dozent für Poetik, Rhetorik und Stilistik an der Lehrerakademie des Wiener Pädagogiums zu werden. Karl Kraus kritisierte dies in seiner Zeitschrift Die Fackel heftig. Kernstock verzichtete schließlich auf das Angebot.

Ottokar Kernstocks Grab befindet sich auf dem Bergfriedhof unterhalb von Schloss Festenburg. Das Grabmal, von einem Kernstock-Grabmal-Ausschuß initiiert, wurde 1929 von den steirischen Architekten Rudolf Hofer (1894–1956) sowie Hans Hönel (1884–1964) geschaffen.

Künstlerisches Schaffen

Von 1875 an veröffentlichte Kernstock historische und belletristische Werke. Seine Gedichte erschienen ab 1878 in der Münchner Zeitschrift Fliegende Blätter. Nachdem er 1889 sein Amt als Pfarrer in Festenburg angetreten hatte, begann er Lyrik in der Tradition der Spätromantik zu verfassen.

Im Sinn des Volkstumskampfs, den aktive Exponenten der Deutschnationalen im Herzogtum Steiermark gegen das Slawentum (zu dem die in der Untersteiermark lebende slowenische Minderheit gehörte) führen zu müssen glaubten, schrieb er über die Herkunft seiner Eltern:

Seine deutschnationale Gesinnung zeigen unter anderem Gedichte wie Civis Germanus sum! oder Ein Fund. In Die deutsche Eiche formulierte er:

An anderer Stelle dichtete er:

Anlässlich der Abtrennung der Untersteiermark von der Steiermark nach dem Ersten Weltkrieg ohne Volksabstimmung sprach er Gemeinsamkeiten von Deutschen und Wenden (Slawen) an:

Für Peter Roseggers Geburtshaus dichtete er folgende Verse:

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er 1901 mit dem Gedichtband Aus dem Zwingergärtlein bekannt und erreichte so bald ähnliche Popularität wie sein Freund, der Schriftsteller Peter Rosegger. Seine Religiosität brachte er beispielsweise im Gedicht Zwei Kreuze, seine Heimatverbundenheit im Wechselgau zum Ausdruck.

Während des Ersten Weltkriegs trat er 1916 im zusammen mit Peter Rosegger verfassten Gedichtband Steirischer Waffensegen mit chauvinistisch-blutrünstiger Kriegslyrik, wie sie in Kriegszeiten nicht selten war, hervor.

1920 schrieb Kernstock zur Melodie der Kaiserhymne einen als Deutschösterreichische Volkshymne betitelten Text (enthalten im Gedichtband Der redende Born, 1922). Per Ministerratsbeschluss der konservativen Bundesregierung Schober III wurden Text und Melodie als Sei gesegnet ohne Ende am 13. Dezember 1929 zur Bundeshymne erklärt und blieben sie auch während des austrofaschistischen Ständestaates bis 1938.

Im Jahr 1923 verfasste er das Hakenkreuzlied für die Fürstenfelder Ortsgruppe der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP). Das Lied wurde im Wahlkampf in den sudetendeutschen Gebieten der Tschechoslowakei eingesetzt und löste Proteste der Christlich-Sozialen Partei und der katholischen Kirche aus. Kernstock verwahrte sich dagegen, ein „Hakenkreuzler“ zu sein, und verteidigte sich damit, dass er ein Gedicht geschrieben habe, „das den idealen Zielen galt, die ursprünglich den Hakenkreuzlern vorschwebten und mit denen sich jeder brave Deutsche einverstanden erklären musste.“

Nachwirken

Als chauvinistisch-blutrünstiger Lyriker erscheint er, mit Originalzitaten seiner Kriegsgedichte, in Karl Kraus’ Drama Die letzten Tage der Menschheit.

In Österreich wurden nach seinem Tod zahlreiche Straßen und Plätze nach Kernstock benannt. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde vor allem das Hakenkreuzlied von den Nationalsozialisten zur Propaganda verwendet. Nach 1945 geriet er zunehmend in Vergessenheit. Teilweise wurde die Benennung von Straßen und Plätzen – oft erst nach längeren Debatten – rückgängig gemacht. So wurde 1992 in Wien-Ottakring der Kernstockplatz in Familienplatz, 1993 die Ottokar-Kernstock-Straße in Wien-Penzing in Jägerstätterstraße umbenannt.

Die zentrumsnahe Kernstockgasse in Graz wurde in einer Kunstaktion im April 2014 als Kurt-Cobain-Gasse ausgeschildert und mit einer Gedenktafel für den Musiker versehen, der 1989 unweit davon spielte und 20 Jahre zuvor – 1994 – starb. Über Einträge durch Nutzer ist Kurt-Cobain-Gasse als Zweitname der Gasse bis heute (Stand Jänner 2017) in Google Maps und auch in OpenStreetMap verankert. Nach einem Gemeinderatsbeschluss aus 2014 arbeitete eine Straßennamenkommission unter Historiker Stefan Karner und klassifiziert die Kernstockgasse im März 2018 als eine von 20 "höchst bedenkliche" Benennung. Die schwarz-blaue Rathauskoalition erklärt im Februar 2019 die betreffenden Straßen nicht umzubenennen, jedoch erläuternde Zusatztafeln zu montieren und weitergehende Informationen anzubieten.

An einem Haus in Wien-Hietzing (13. Gemeindebezirk), Münichreiterstraße 9, war bis in die 1980er Jahre zu lesen: In diesem deutschen Haus wohnte einst der deutsche Dichter Ottokar Kernstock. Die Gedenktafel wurde später vom Hausinhaber entfernt.

Am 24. Mai 1914 wurde im Beisein von Kernstock sowie Hans Wagner-Schönkirch im Hotel Neue Welt, Gloggnitz, ein Kernstockstüberl eröffnet – das bis heute besteht (Hotel Loibl).

Ottokar Kernstock führte die Bezeichnung Wechselgau für den Raum zwischen Hartberg und dem Wechsel ein. Der Begriff hat sich zwar nicht durchgesetzt (vermutlich zur Distanzierung zu den Reichsgauen des nationalsozialistischen Deutschlands), lebt jedoch im Namen der regionalen Genossenschaft Lagerhaus Wechselgau reg. GenmbH der RWA Raiffeisen Ware Austria weiter, welche aus der 1929 von 130 Bauern gegründeten Molkerei Wechselgau hervorging.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 10. Dezember 1907 Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens
  • 1908 Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Maribor. Die Aberkennung – erstmals für Maribor – müsste vom Stadtrat noch bestätigt werden.
  • 1917 Offiziersehrenkreuz des Roten Kreuzes
  • 1919 Ehrendoktor der Universität Graz
  • 1920 Mejstrik-Preis
  • die Alpenvereinshütte Ottokar-Kernstock-Haus ist nach ihm benannt
  • zahlreiche Straßenbenennungen: siehe Abschnitt Nachwirken

Werke

  • Verloren und Wiedergefunden. Märchen, 1894.
  • Die wehrhafte Nachtigall. 1900.
  • Aus dem Zwingergärtlein. 1901.
  • Unter der Linde. 1905.
  • Turmschwalben. 1908.
  • Aus der Festenburg. 1911.
  • Tageweisen. Gedichte. 1912 (Volltext auf gutenberg.spiegel.de).
  • Schwertlilien aus dem Zwingergärtlein. 1915.
  • Peter Rosegger: Steirischer Waffensegen. 1916 (Volltext auf anno.onb.ac.at).
  • Der redende Born. 1922.

Literatur

  • Kernstock Ottokar. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 305 f. (Direktlinks auf S. 305, S. 306).
  • Hellmuth Himmel: Kernstock, Ottokar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 531 f. (Digitalisat).
  • Oswald Floeck: Der Sänger auf der Festenburg (Ottokar Kernstock). Sein Leben und sein Werk. Styria, Graz/Wien 1915 (OBV).
  • Karl Fuchs: Feuilleton. Ottokar Kernstock. In: Wiener Abendpost. Beilage zur Wiener Zeitung, Nr. 167/1918, 24. Juli 1918, S. 1 f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  • Pius Fank: Ehrenrettung des verleumdeten Priesterdichters Ottokar Kernstock († 1928). In: Österreichisches Klerus-Blatt. Heft 9/1967, ZDB-ID 302200-6.
  • Charlotte Grollegg-Edler: Ottokar Kernstock – ein „politischer Dichter“? In: Österreich in Geschichte und Literatur. Band 30, Graz 1986, ISSN 0029-8743, S. 139–149.
  • Land Steiermark: Ottokar Kernstock 1848–1928. Auswahl aus dem dichterischen Werk. Graz 2004, ISBN 978-3-85365-210-7.
  • Charlotte Grollegg-Edler: Die wehrhaft Nachtigall. Ottokar Kernstock (1848–1928). Eine Studie über Leben, Werk und Wirkung. Dissertation. Universität Graz, Graz 2002 (veröffentlicht 2006 unter ISBN 3-7011-0060-8).

Weblinks

  • Literatur von und über Ottokar Kernstock im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Werke von Ottokar Kernstock im Projekt Gutenberg-DE
  • Eintrag zu Ottokar Kernstock im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
  • Biografie und Würdigung der Werke von Ottokar Kernstock (Memento vom 23. Oktober 2008 im Internet Archive)
  • Denkmalhof Kernstockhaus
  • „Sei gesegnet ohne Ende“ (PDF), über Ottokar Kernstock und seine Bundeshymne (Memento vom 4. Januar 2007 im Internet Archive)

Einzelnachweise

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