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Carl Friedrich Lessing (* 15. Februar 1808 in Breslau; † 5. Juni 1880 in Karlsruhe) war ein romantischer Maler des 19. Jahrhunderts. Er zählt zu den bedeutendsten Historien- und Landschaftsmalern der Düsseldorfer Schule.
Sein Vater Carl Friedrich Lessing der Ältere (1778–1848) war Justizbeamter in Breslau, ab 1809 Kanzler des Gerichts der Freien Standesherrschaft Polnisch-Wartenberg und Neffe des Schriftstellers Gotthold Ephraim Lessing. Seine Mutter Clementine, geborene Schwarz (1783–1821), war Tochter des Regierungskanzlers des Fürsten Hatzfeldt in Trachenberg. Sein Bruder Christian Friedrich (1809–1862) wurde Arzt und Botaniker. Seine Schwester Franziska Maria (1818–1901), genannt Fanny, war mit dem Maler Emil Ebers verheiratet. Der künftige Maler verlebte seine Kindheit in dem idyllischen Städtchen Polnisch-Wartenberg (ab 1888: Groß-Wartenberg) und entdeckte hier beim Durchstreifen der schönen Gegend mit ihren riesigen Wäldern seine Liebe zur Natur.
Nach zweijährigem Studium am Katholischen Gymnasium zu Breslau, wo man sein Talent zum Zeichnen entdeckte, ging Lessing im Alter von 14 Jahren nach Berlin und studierte das Baufach an der von Karl Friedrich Schinkel geleiteten Bauakademie. Im Jahre 1823 entschloss er sich, ohne Einwilligung des Vaters, Maler zu werden. Eine entscheidende Rolle spielte dabei seine Reise nach Rügen, die seine Phantasie anregte. Er studierte nun drei Jahre an der Kunstakademie zu Berlin, wo er bei den Landschaftsmalern Samuel Rösel und Heinrich Dähling unterwiesen wurde, und ging 1826 zusammen mit seinem Freund Wilhelm von Schadow an die Kunstakademie zu Düsseldorf. Dort wurde zum Mitbegründer der Düsseldorfer Malerschule. Seinen ersten Erfolg konnte er schon 1825 mit dem Bild Kirchhof mit Leichensteinen und Ruinen im Schnee erreichen, das auf der Berliner Kunstausstellung in diesem Jahr gezeigt wurde, großes Aufsehen erregte und einen hohen Preis erzielte. Der Erfolg versöhnte den Vater mit der Malerkarriere des Sohnes.
In der ersten Periode seiner Tätigkeit malte Lessing melancholische Landschaften in der Nachfolge von Caspar David Friedrich: Die Motive waren zerfallene Burgen, vergessene Kirchhöfe, zerklüftete Felsenpartien, die er mit Figuren von Mönchen, Rittern, Räubern, Zigeunern usw. bevölkerte. Andere Motive kamen aus der Dichtung (Lenore, 1832, von dem König Friedrich Wilhelm IV. gekauft) oder aus der Sagenwelt (Das trauernde Königspaar, 1828–1830, heute in der Eremitage.) Dieser Stil fand viele Nachahmer und artete bei diesen beinahe in Vulgarität aus. Um diese Zeit führte ihn Schadow der Historienmalerei zu und verschaffte ihm einen Auftrag über Wandmalereien beim Grafen von Spee, der den Gartensaal seines Schlosses bei Düsseldorf mit einem Zyklus von Fresken über das Leben Friedrich Barbarossas schmücken wollte. Lessing schuf hier Die Schlacht bei Iconium, entdeckte jedoch bald, dass die Wandmalerei ihm nicht zusagte, und überließ den Rest der Arbeiten Hermann Plüddemann, einem anderen Künstler aus der Düsseldorfer Schule.
Wilhelm Füssli charakterisierte ihn 1843 als „einen Mann, den die öffentliche Meinung seit Jahren an die Spitze der Düsseldorfer Künstler stellt. (…) Jetzt gehört er zu den angesehensten deutschen Malern, ja er hat vielleicht ein größeres Publikum als Cornelius. Zwar ist er mit letzterem nicht vergleichbar, aber doch halten wir ihn in gewisser Beziehung ebenfalls für einen Reformator der deutschen Kunst.“ 1846 erhielt Lessing das Angebot, Direktor des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main zu werden. Dieses Angebot lehnte er ab. Die Ernennung zum Direktor der Großherzoglich Badischen Gemäldegalerie in Karlsruhe nahm er im Sommer 1858 jedoch an.
Von 1836 bis 1867 malte Lessing nur historische Szenen. Die berühmtesten Gemälde aus dieser Epoche sind:
Im Sommer dieses Jahres ging Lessing als Direktor an die Kunstgalerie in Karlsruhe. Dort begann er, wieder Landschaften zu malen, setzte aber auch seine Serie der großen historischen Gemälde fort, die er 1867 mit dem Bild Die Disputation Luthers mit Eck auf der Pleißenburg in Leipzig endgültig beendete.
Im Jahre 1867 erhielt Lessing die Berufung, als Direktor der Akademie nach Düsseldorf zurückzukehren, lehnte aber ab und blieb bis zu seinem Lebensende in Karlsruhe. Im Laufe der Jahre erhielt er viele Ehrungen: Bereits 1832 ernannte ihn die Berliner Akademie zum Mitglied, im vierzigsten Lebensjahre erhielt er vom König Friedrich Wilhelm IV. den Professorentitel und, als einer der ersten Künstler, die Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite, später bekam er noch andere deutsche und ausländische Orden und Medaillen und wurde zum Ehrenmitglied zahlreicher deutscher und ausländischer Akademien und Künstlervereine. In seinen letzten Lebensjahren war er als Vorsitzender in zwei Künstlervereinen in Düsseldorf (Malkasten) und Karlsruhe tätig.
Carl Friedrich Lessing war seit August 1841 mit Ida Heuser (1817–1880), Tochter des evangelischen Kaufmanns Heinrich Daniel Theodor Heuser (1767–1848) aus Gummersbach bei Köln, verheiratet, die ein paar Monate vor ihm starb. Ida Heuser hatte mindestens fünf Geschwister, darunter die Malerinnen Louise Wüste, Adeline Jaeger und Alwine Schroedter. Das Ehepaar hatte mehrere Kinder, darunter den Bildhauer Otto Lessing (Düsseldorf 1846–1912 Berlin), die Kunstmaler Heinrich Lessing (1856–1930) und Konrad Lessing (1852–1916) sowie die Tochter Bertha Lessing (1844–1914 in Berlin), die den Königlich-sächsischen Schauspieler Karl Koberstein heiratete – die Eltern des Kunstmalers Hans Koberstein (gest. 1945 in Berlin). In den letzten Jahren konnte Lessing nach mehreren Schlaganfällen nicht mehr arbeiten, ein letzter Schlaganfall bereitete seinem Leben ein schmerzloses Ende. Die mit einem Grabdenkmal nach Entwurf von Otto Lessing geschmückte Grabstätte auf dem Karlsruher Hauptfriedhof wurde um 1956 eingeebnet.
Wie oben erwähnt, zerfällt das Œuvre Lessings in zwei Gruppen: die historische Malerei, von manchen Kritikern abschätzig als Tendenzmalerei bezeichnet, und die Landschaftsmalerei. Die riesigen historischen Gemälde zeigen vielleicht keine Erhabenheit, wie bei Jacques-Louis David, zeichnen sich jedoch durch gutes künstlerisches Handwerk, Individualisierung der dargestellten Gestalten und geschichtliche Treue aus. Er arbeitete ständig an seiner Vervollkommnung und hinterließ große Anzahl von Mappen mit Naturstudien und historischen Skizzen, in denen er geradezu schwelgte. In der Malerei der Spätromantik, als Nachfolger von Caspar David Friedrich, war er unter seinen Zeitgenossen tonangebend und übte einen sehr umfassenden Einfluss auf die Entwicklung der Düsseldorfer Malerschule aus. Er steht an der Schwelle zwischen Idealismus und Realismus: seine romantische und poetische Auffassungsweise vereinigte sich mit einem gründlichen Studium der Natur. Keiner von den Zeitgenossen hat den deutschen Wald und die wilden Felsgegenden des Harzes und der Eifel so poetisch und gleichzeitig naturtreu dargestellt. Lessing wurde auch durch unzählige Reproduktionen in den Illustrierten der frühen Wilhelminischen Zeit – Über Land und Meer, Gartenlaube usw. – dem breiten Publikum bekannt und von ihm geliebt.
Beinahe alle historischen Gemälde befinden sich heute (2005) in staatlichen Sammlungen. Lessings Landschaftsgemälde erzielen heutzutage Preise zwischen 2000 und 10.000 Euro.
Digitalisate der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: