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Franz Joseph I. (* 18. August 1830 auf Schloss Schönbrunn, heute in Wien; † 21. November 1916 ebenda), auch Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich aus dem Haus Habsburg-Lothringen, war vom 2. Dezember 1848 bis zu seinem Tod Kaiser von Österreich. Mit einer Regierungszeit von nahezu 68 Jahren übertraf er jeden anderen Regenten seiner Dynastie. Gleichzeitig war er Apostolischer König von Ungarn und König von Böhmen.
Nach den revolutionären Erhebungen von 1848 war sein Onkel Ferdinand I. als Kaiser nach Meinung der Dynastie zu schwach, die Regierung fortzusetzen. Franz Josephs Vater verzichtete auf die Nachfolge. Daher trat der erst 18-jährige Franz Joseph am 2. Dezember 1848 auf Wunsch seiner Familie die Nachfolge als Kaiser von Österreich an.
Er hob die Verfassungszugeständnisse auf und regierte ab 1851 absolutistisch und zentralistisch. Die militärischen Niederlagen im Sardinischen Krieg (1859) und im Deutschen Krieg (1866) zwangen ihn zur Verständigung mit den Magyaren und zur Umwandlung des einheitlichen Kaisertums Österreich in zwei konstitutionelle Monarchien: Der Ausgleich von 1867 schuf die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn als Realunion zweier Staaten.
Außenpolitisch wuchs unter seiner Regierung der Gegensatz zu Russland in der Balkanfrage, während er sich immer enger an das Deutsche Kaiserreich anlehnte (Zweibund). Da sich Franz Joseph I. in Cisleithanien innenpolitisch föderalistischen Reformen verweigerte (in Transleithanien verweigerten sich die magyarischen Eliten), blieb der sich stetig vergrößernde Nationalitätenkonflikt die zentrale Problematik des Vielvölkerstaats. Die anhaltenden Spannungen auf dem Balkan und die starke Überschätzung von Österreich-Ungarns militärischen Möglichkeiten mündeten 1914 in Franz Josephs Kriegserklärung an Serbien, der auf Grund der Bündnisautomatik der Erste Weltkrieg folgte.
Der Tod Franz Josephs am 21. November 1916 leitete, im Verein mit der militärischen Niederlage und den divergierenden nationalen Interessen der Völker, die Auflösung Österreich-Ungarns ein, die im Herbst 1918 stattfand.
Der zuvor als Erzherzog Franz bekannte Monarch nahm als Kaiser einen Doppelnamen an. Zunächst war geplant, ihn nach dem Großvater, dem ersten Kaiser von Österreich, Franz I., Franz zu nennen. Schließlich entschloss man sich, durch die Hinzunahme seines zweiten Vornamens Joseph an den im Volk noch immer populären Reformkaiser Joseph II. (1765–1790) zu erinnern. Aus diesem Grund wählte man den für einen Monarchen aus dem Haus Habsburg ungewöhnlichen Doppelnamen Franz Joseph I.
Der ohne Bindestrich geschriebene Doppelname signalisierte somit zugleich Beständigkeit und Fortschritt. In Hinblick auf die suggerierte Ewigkeit der österreichischen Monarchie wurde der Name offiziell stets mit der römischen Ordnungszahl I. (sprich: der Erste; Monogramm: FJI) verwendet.
In den anderen Amtssprachen der Monarchie lautete der Name I. Ferenc József ungarisch, František Josef I. tschechisch, Franciszek Józef I polnisch, Franjo Josip I. kroatisch, Francesco Giuseppe I italienisch, František Jozef I. slowakisch, Franc Jožef I. slowenisch, Фрањо Јосиф (Franjo Josif) I serbisch, Francisc Iosif I rumänisch, Франц Йосиф I ruthenisch.
Aufgrund der allgemeinen Üblichkeit, die Vornamen von Monarchen in die jeweilige Landessprache zu übertragen, gibt es auch in anderen Sprachen entsprechende Namensformen. Der Kaiser war daher auch als Francis Joseph I. of Austria (englisch) und François Joseph Ier d’Autriche (französisch) bekannt.
Vornamen wurden oft der in Österreich 1902/1903 eingeführten Rechtschreibreform angepasst. Ein Huldigungsbuch der Wiener Stadtverwaltung zu 60 Regierungsjahren des Kaisers gab daher seinen Namen 1908 in der Schreibung Franz Josef I. wieder.
Erzherzog Franz Joseph Karl war der älteste Sohn des Erzherzogs Franz Karl von Österreich und dessen Gemahlin Prinzessin Sophie Friederike von Bayern und erblickte am 18. August 1830 auf Schloss Schönbrunn das Licht der Welt.
Da aus der Ehe des zeugungsunfähigen Thronfolgers Erzherzog Ferdinand (ab 1835 Kaiser) keine Nachkommen zu erwarten waren, sollte dessen nächstälterer Bruder Franz Karl die Erbfolge der Habsburger fortsetzen, weshalb der Geburt von dessen Sohn Franz Joseph am Wiener Hof besondere Bedeutung zugemessen wurde. Franz Karl war nämlich sowohl körperlich als auch geistig von schwacher Konstitution und galt daher für eine Regentschaft als kaum geeignet. Aus diesem Grund wurde Franz Joseph bereits von frühester Kindheit an von seiner politisch ambitionierten Mutter konsequent als potenzieller Nachfolger auf dem Kaiserthron aufgebaut.
Bis zum siebenten Lebensjahr erfolgte die Erziehung des kleinen „Franzi“ in der Obhut der Kinderfrau („Aja“) Louise von Sturmfeder. Anschließend begann die „Staatserziehung“, deren zentrale Inhalte „Pflichtbewusstsein“, Religiosität und dynastisches Bewusstsein waren. Der Theologe Joseph Othmar von Rauscher vermittelte ihm das unantastbare Herrschaftsverständnis göttlichen Ursprungs (Gottesgnadentum), weshalb es keinerlei Mitwirkung der Bevölkerung an der Herrschaft in Form von Parlamenten bedürfe.
Die Erzieher Heinrich Franz von Bombelles und Oberst Johann Baptist Coronini-Cronberg verordneten Erzherzog Franz ein enormes Lernpensum, das zunächst 18 Wochenstunden umfasste und bis zum 16. Lebensjahr auf 50 Wochenstunden ausgeweitet wurde. Ein Hauptaugenmerk des Unterrichts lag auf dem Spracherwerb: Neben Französisch, der damaligen Diplomatensprache, Latein und dem Altgriechischen wurden mit Ungarisch, Tschechisch, Italienisch und Polnisch die wichtigsten Landessprachen der Monarchie einbezogen. Weiters erhielt der Erzherzog zeitübliche Allgemeinbildung (u. a. Mathematik, Physik, Geschichte, Geographie), die man später durch Rechtskunde und Politikwissenschaften ergänzte. Verschiedene Formen der Leibeserziehung vervollständigten das umfangreiche Programm.
Anlässlich seines 13. Geburtstages wurde Franz zum Oberst des Dragonerregiments Nr. 3 ernannt und der Schwerpunkt der Ausbildung verlagerte sich auf die Vermittlung strategisch-taktischer Grundkenntnisse.
Nach der Niederschlagung der bürgerlich-demokratisch motivierten Märzrevolution erschütterten weitere revolutionäre Erhebungen das Kaisertum Österreich. Die Ereignisse des Jahres 1848 verdeutlichten auch die Führungsschwäche Kaiser Ferdinands und zeigten, dass er krankheitsbedingt nahezu regierungsunfähig war.
Die kaiserliche Regierung um Felix zu Schwarzenberg und der Familienrat der Habsburger sahen den Rückzug des schwachen Monarchen als unausweichliches Mittel, um der Dynastie wieder Stabilität zu verleihen. Da der offizielle Thronfolger, Kaiserbruder Franz Karl, weder die Persönlichkeit noch die politischen und geistigen Fähigkeiten besaß, das Reich zu führen, sollte der erst 18-jährige Franz Joseph Nachfolger werden. Auf Initiative Schwarzenbergs stimmte Ferdinand zu, krankheitsbedingt die Regierung niederzulegen (so die amtliche Version; den persönlichen Kaisertitel behielt er bis zu seinem Tod), und auf energisches Betreiben von Franz Josephs Mutter verzichtete auch Franz Karl auf seine Thronansprüche.
Am 2. Dezember 1848 legte Ferdinand offiziell die Regierung nieder und Franz Joseph wurde im Thronsaal der fürstbischöflichen Residenz von Olmütz, wohin der Hof aufgrund des Wiener Oktoberaufstands geflohen war, zum neuen Kaiser proklamiert. Der feierliche Staatsakt umfasste neben der Erklärung des Regierungsverzichts Ferdinands die Großjährigkeitserklärung Franz Josephs durch Fürst Schwarzenberg. In seiner Regierungserklärung umriss der neue Souverän seine Herrschaftsvorstellung mit den Worten: ...Fest entschlossen den Glanz der Krone ungetrübt zu erhalten, aber bereit, Unsere Rechte mit den Vertretern Unserer Völker zu teilen, rechnen Wir darauf, dass es mit Gottes Beistand gelingen werde, alle Länder und Stämme der Monarchie zu einem großen Staatskörper zu vereinen... Zu seinem Wahlspruch erkor er „Viribus Unitis“ („mit vereinten Kräften“).
Am 18. Februar 1853 verübte der ungarische Schneidergeselle János Libényi ein missglücktes Attentat auf ihn. Aus diesem Anlass wurde auf Initiative seines Bruders Ferdinand Maximilian die Votivkirche gebaut, was wiederum die Initialzündung zur Verwirklichung des Ringstraßenprojekts darstellte.
1853 suchte die dynastiebewusste Erzherzogin Sophie nach einer geeigneten Braut für ihren noch unverheirateten Sohn. Sie fasste eine Verbindung mit dem Haus Wittelsbach ins Auge und gemeinsam mit ihrer Schwester, Herzogin Ludovika von Bayern, wollte sie entweder deren Tochter Helene (genannt Néné) oder Elisabeth (genannt Sisi) mit dem Kaiser vermählen. Im Sommer 1853 traf Franz Joseph seine beiden Cousinen anlässlich seines Geburtstags in Bad Ischl. Unerwartet zog er die 15-jährige Elisabeth ihrer Schwester Helene vor und am 19. August fand die feierliche Verlobung statt.
Am 24. April 1854 erfolgte in der Wiener Augustinerkirche vor 70 Bischöfen und Prälaten die Trauung durch Erzbischof Joseph Othmar von Rauscher. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:
Je länger die Ehe dauerte und je selbstbewusster Elisabeth wurde, desto größer wurden Distanz und Entfremdung zwischen den Eheleuten. Schockiert über das strenge Hofzeremoniell, floh die Kaiserin vor dem Leben am Wiener Hof und befand sich ab den 1860er Jahren nahezu ständig auf Reisen. Politischen Einfluss machte Elisabeth nur einmal geltend: Durch ihre sehr guten persönlichen Beziehungen zu Mitgliedern der ungarischen Hocharistokratie half sie dem Kaiser 1866/67, den zur Befriedung der Monarchie dringend notwendigen Ausgleich mit Ungarn zustande zu bringen. 1879 wurde die Silberhochzeit des Kaiserpaars mit dem vom Maler Hans Makart gestalteten Festzug über die Wiener Ringstraße gefeiert.
Um dem zusehends vereinsamenden Franz Joseph während ihrer langen Abwesenheit Gesellschaft zu verschaffen, arrangierte Elisabeth eine Bekanntschaft mit der Schauspielerin Katharina Schratt. Die Freundschaft zwischen dem Kaiser und Frau Schratt währte mit einer Unterbrechung 1900/01 bis zum Tod Franz Josephs im November 1916.
Zwischen 1875 und 1888 pflegte Franz Joseph eine Beziehung zu seiner Geliebten Anna Nahowski, aus der höchstwahrscheinlich die 1885 geborene spätere Helene Berg stammte.
Kaiser Franz Joseph hielt den Kronprinzen Rudolf von allen Staatsgeschäften fern. Nachdem Rudolf seine streng militärisch geprägte private Ausbildung – nach mehreren Interventionen seiner Mutter Elisabeth beim Kaiser – hatte abbrechen dürfen, widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien und arbeitete an Brehms Tierleben mit. Er war auch als Journalist in der liberalen Presse tätig, natürlich anonym und ohne Wissen seines Vaters. Auf Druck des Kaisers heiratete er 1881 Prinzessin Stephanie von Belgien, Tochter des belgischen Königs Leopold II. Der Ehe entstammte eine Tochter, Elisabeth, geboren 1883. Kronprinz Rudolf starb am 30. Jänner 1889 durch gemeinsamen mit seiner Geliebten Mary Vetsera begangenen Suizid in Mayerling. Kaiserin Elisabeth wurde am 10. September 1898 in Genf Opfer des anarchistischen Attentäters Luigi Lucheni. Als Franz Joseph von ihrer Ermordung benachrichtigt wurde, sollen die berühmten Worte: Mir bleibt doch nichts erspart auf dieser Welt, gefallen sein.
Das 60-Jahre-Jubiläum des Regierungsantritts Franz Josephs wurde im Jahre 1908 in Österreich gefeiert. In Wien fand – obwohl der Monarch davon nicht viel hielt – ein Kaiserjubiläumsfestzug auf der Ringstraße statt. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. und sämtliche deutschen Monarchen besuchten Franz Joseph in Wien. Das offizielle Ungarn beteiligte sich nicht an den Feiern: Für viele Ungarn war Franz Joseph erst seit seiner Krönung 1867 legitimer Monarch.
Für 1908, 1913 und 1914 wurde Franz Joseph I. von Ferenc Kemény, Generalsekretär des Weltfriedenskongresses in Budapest 1896, erfolglos für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Nach dem Tod Rudolfs und des Kaiserbruders Erzherzog Karl Ludwig im Jahre 1896 ging das Recht der Thronfolge auf dessen ältesten Sohn und Franz Josephs Neffen Erzherzog Franz Ferdinand über. Allerdings waren die Nachkommen Franz Ferdinands nicht thronfolgeberechtigt, da er 1900 Gräfin Sophie Chotek (später von Franz Joseph zur Herzogin von Hohenberg ernannt) geheiratet hatte, die zwar dem tschechischen Uradel entstammte, aber dem Kaiserhaus nicht ebenbürtig war.
Im April 1910 traf Kaiser Franz Joseph den damaligen amerikanischen Expräsidenten und Friedensnobelpreisträger Theodore Roosevelt zu einer Audienz in der Hofburg. Im Gespräch mit dem als Inbegriff der Moderne geltenden Roosevelt bezeichnete sich der Kaiser als letzten Monarchen der alten Schule und sagte zu seinem Amtsverständnis: Der Sinn meines Amtes ist es, meine Völker vor ihren Politikern zu schützen!.
Am 28. Juni 1914 wurden Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau von Gavrilo Princip in Sarajevo erschossen (Attentat von Sarajevo). Franz Joseph soll wenig Mitgefühl gezeigt haben und den Doppelmord laut einem Ohrenzeugen folgendermaßen kommentiert haben: „Der Allmächtige lässt sich nicht herausfordern. Eine höhere Gewalt hat wieder jene Ordnung hergestellt, die ich leider nicht zu erhalten vermochte.“ Seiner Tochter Marie Valerie soll er gesagt haben: „Es ist für mich eine große Sorge weniger“ Er soll damit gemeint haben, dass er die morganatische Ehe seines Neffen nicht habe verhindern können; dass die Nachkommen Franz Ferdinands womöglich auf den Thron gekommen wären, soll eine große Sorge für ihn gewesen sein.
Für einige österreichische (man sprach von der Wiener „Kriegspartei“) und ungarische Politiker war das Attentat aber der Anlass, den seit Jahren gewünschten Krieg gegen Serbien anzustreben. Dem 84-jährigen Kaiser sollen sie suggeriert haben, dass der Tod seines ungeliebten Neffen die Ehre der Monarchie beschmutzt habe und sich Österreich-Ungarn gegen den kleinen, aber unberechenbaren Nachbarn wenden müsse. Jedenfalls sprach der Kaiser bereits Anfang Juli 1914, lange vor dem Ultimatum an Serbien, vom Krieg, den man spätestens ab 6. Juli 1914 mit Wissen des Monarchen anstrebte. Das Ultimatum an das Königreich Serbien zur Auslieferung der Hintermänner des Attentats und die darauf folgende Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien lösten am 28. Juli 1914 den Ersten Weltkrieg aus.
Anfang November 1916 weitete sich eine chronische Entzündung der Atemwege Franz Josephs zu einer Lungenentzündung aus. Trotz anhaltend hohem Fieber hielt der 86-Jährige an seinem gewohnten Tagesablauf mit immensem Arbeitspensum fest und empfing am Vormittag des 21. November wie gewohnt Besuche. Gegen Nachmittag verschlechterte sich der Gesundheitszustand rapide, bis Leibarzt Joseph von Kerzl kurz nach 21 Uhr in Gegenwart enger Familienmitglieder, kaiserlicher Adjutanten (Adalbert Spányik von Dömeháza) und Eugen Ketterls, des persönlichen Kammerdieners des Kaisers, den Tod feststellte. Zwei Tage später wurde sein Leichnam durch die Ärzte Kerzl, Kolisko und Ortner konserviert.
Anlässlich seines Begräbnisses am 30. November entfaltete die Habsburgermonarchie zum letzten Mal ihren vollen Glanz. Unter dem Glockengeläut sämtlicher Wiener Kirchen und der Anteilnahme tausender Trauernder am Straßenrand wurde der Sarg des verstorbenen Kaisers von der Hofburg zum Requiem in den Stephansdom gebracht. Der Trauerzug führte vom Schweizerhof über den Heldenplatz, dann auf der Ringstraße vorbei an Oper und Kriegsministerium über den Franz-Josefs-Kai und die Rotenturmstraße zum Stephansdom. Großneffe und Nachfolger Karl I. führte den Trauerzug an, dem Vertreter der verbündeten Mächte, sämtlicher deutscher Fürsten und des Hauses Habsburg angehörten. Beigesetzt wurde Franz Joseph an der Seite seiner Ehefrau und seines Sohnes in der Kaisergruft im Wiener Stadtzentrum.
In seinem größtenteils am 6. Februar 1901 unterzeichneten Testament, das von mehreren höchstrangigen Zeugen mitunterschrieben wurde, befasste sich Franz Joseph vor allem mit den Finanzen seiner Familie. Kleine Ergänzungen von 1913 und 1914 befassten sich mit Zahlungen an die Thronfolgergattin, die Herzogin von Hohenberg, und deren (den Habsburgern nicht ebenbürtige) Kinder sowie an Otto Windisch-Graetz, Ehemann der Kaiserenkelin Elisabeth. Das Testament wurde vom Kaiser nach 1914 weder bezüglich des Krieges noch hinsichtlich seines Nachfolgers aktualisiert.
Tod und Begräbnis Franz Josephs wurden von einigen Zeitgenossen als Vorboten für den kommenden Untergang der Monarchie gewertet, die ihren Kaiser um lediglich zwei Jahre überlebte und im Oktober/November 1918 auseinanderfiel.
Die nach der Regierungsübernahme von Kaiser Franz Joseph I. (im Revolutionsjahr 1848) am 4. März 1849 erlassene Reichsverfassung (Oktroyierte Märzverfassung) wurde nie voll umgesetzt und am 31. Dezember 1851 mit den Silvesterpatenten wieder abgeschafft. Von nun an regierte der junge Kaiser wieder absolutistisch und entschieden zentralistisch. Erst die Niederlagen 1859 gegen Napoléon III. von Frankreich und die Truppen Sardinien-Piemonts in den blutigen Schlachten von Magenta und Solferino, bei denen Franz Joseph trotz Mangels an Erfahrung selbst den Oberbefehl übernommen hatte, ließen Verfassungsreformen unausweichlich werden: Der Kaiser erließ 1860 das Oktoberdiplom und 1861 das Februarpatent, die die Rückkehr zu konstitutionellen Verhältnissen einleiteten, obwohl er selbst wenig davon hielt.
Die Niederlage gegen Preußen im Deutschen Krieg 1866 reduzierte den realisierbaren Machtanspruch des Kaisers neuerlich und machte Zugeständnisse an die ungarische Aristokratie, die gegenüber dem Zentralstaat in passiver Resistenz verharrte, unausweichlich. Nach zähem Ringen kam es zum Österreichisch-Ungarischen Ausgleich, durch den eine Realunion der beiden Reichsteile entstand.
Am 8. Juni 1867 wurde Franz Joseph in Budapest zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt, wobei der Doppelstaat Österreich-Ungarn entstand. Die nicht-ungarischen (cisleithanischen, das heißt diesseits des Flusses Leitha liegenden) Länder erzielten am 21. Dezember 1867 eine konstitutionelle Verfassung (Dezemberverfassung).
An dieser Verfassung hielt Franz Joseph bis zu seinem Tod fest, alle Reformpläne (auch die seines designierten Nachfolgers Franz Ferdinand, ein Konzept der Vereinigten Staaten von Groß-Österreich) lehnte er ab. Auch im Reichsrat, dem österreichischen Parlament, und im ungarischen Reichstag kam es auf Grund der widerstreitenden Interessen der Nationalitäten nicht zu einem grundlegenden Reformprojekt. Diese Reformunfähigkeit von Monarch und Parlamenten gab den Unabhängigkeitsbestrebungen der Völkerschaften Österreich-Ungarns neue Nahrung und führte schließlich nach seinem Tod und nach dem verlorenen Krieg zum Zerfall des Vielvölkerstaates.
Die Juden in der Monarchie waren unter seiner langen Herrschaft emanzipiert worden und betrachteten ihn als Schutzherrn. Sogar eine philosemitische Neigung wurde ihm zugeschrieben. Fanatische Antisemiten bezeichneten Franz Joseph, als er sich wegen dessen antisemitischen Polemiken mehrmals weigerte, Karl Lueger als Wiener Bürgermeister zu bestätigen, sogar als „Judenkaiser“.
Außenpolitisch gab es während der Regierungszeit Kaiser Franz Josephs I. eine Serie kleiner Siege und große militärische Niederlagen. Nach der Verdrängung aus Deutschland und Italien wandte sich die Monarchie Südosteuropa zu und versuchte, dort ihre Einflusssphäre zu vergrößern. Die daraus entstehenden Probleme führten letztlich zum Ersten Weltkrieg.
Russland hatte Österreich beim Kampf gegen die ungarische Revolution 1848 durch sein militärisches Eingreifen den Sieg ermöglicht. Russland war daher enttäuscht, als sich Österreich im Krimkrieg 1854 neutral erklärte. Später kollidierten die Interessen der beiden Großmächte auch auf dem Balkan.
Im italienischen Krieg gegen Frankreich unter Napoléon III. und Sardinien-Piemont wurde die österreichische Armee 1859 aus der Lombardei vertrieben. Nach der Niederlage im Deutschen Krieg 1866 verlor Österreich auch Venetien und schied aus der gesamtdeutschen Politik aus; Bismarck realisierte die „kleindeutsche Lösung“ und der Deutsche Bund wurde beendet. Militärische Leistungen wie Tegetthoffs Sieg in der Seeschlacht von Lissa blieben bedeutungslos.
Beim Berliner Kongress erhielt Österreich-Ungarn 1878 das Mandat, die beiden osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina zu besetzen und zu verwalten. Formal blieben sie Bestandteile des Osmanischen Reiches. Da sich Österreich und Ungarn nicht darauf einigen konnten, welchem Reichsteil die Provinzen angegliedert werden sollten, wurde die Verwaltung vom k.u.k. Reichsfinanzministerium (einem der drei gemeinsamen Ministerien beider Reichshälften) übernommen.
Nach 1879 lehnte sich die Habsburgermonarchie eng an das 1871 neu gegründete Deutsche Kaiserreich an. Dadurch gewann sie zwar einen mächtigen Verbündeten (etwa in Balkanfragen), wurde aber gleichzeitig in die kommenden Bündnissysteme verstrickt. Österreich-Ungarn bildete mit dem Deutschen Reich den Zweibund, der nach dem Beitritt Italiens Dreibund genannt wurde. Ihm stand später die Entente gegenüber.
1903 machte der Kaiser während des Konklaves von seinem Recht der Exklusive Gebrauch und ließ durch den Bischof von Krakau, Kardinal Jan Puzyna de Kosielsko, sein Veto gegen die Wahl von Kardinalstaatssekretär Mariano Rampolla del Tindaro zum neuen Papst einlegen. Franz Joseph I. lehnte die Wahl Rampollas vermutlich wegen seiner vermeintlichen französischfreundlichen Einstellung ab. Daraufhin wurde der Patriarch von Venedig, Giuseppe Melchiorre Sarto, als Pius X. gewählt. Er schaffte dieses Recht der katholischen Monarchen ab.
1908 wurden Bosnien und die Herzegowina von Franz Joseph I. formal annektiert; seine Berater wollten ihn zu seinem 60-Jahre-Thronjubiläum als Mehrer des Reiches darstellen. Daraus entstand die Bosnische Annexionskrise, da Außenminister Alois Lexa von Ährenthal zuvor nicht das Einvernehmen mit anderen europäischen Mächten hergestellt hatte. Es wurde klar, mit wie wenigen Verbündeten die Donaumonarchie im Ernstfall zu rechnen haben würde.
Im Dezember 1911 entließ Franz Joseph vorläufig den Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf. Die Begründung lag in den fortwährenden Präventivkriegsforderungen Conrads, die der Kaiser rundweg ablehnte. Noch bei einer Audienz am 15. November 1911 machte der Kaiser dem davon unbeeindruckten Generalstabschef Conrad dazu Vorhaltungen: „Diese fortwährenden Angriffe, besonders die Vorwürfe wegen Italien und des Balkan, die sich immer wiederholen, die richten sich gegen mich, die Politik mache ich, das ist meine Politik! Meine Politik ist eine Politik des Friedens. Dieser Meiner Politik müssen sich alle anbequemen.“
Nach dem Mord an Franz Ferdinand und seiner Frau unterließ es der Kaiser 1914, ausländische Staatsoberhäupter zu Verabschiedungszeremonien nach Wien einzuladen: Bei entsprechender Vorbereitung hätten sich wahrscheinlich alle bedeutenden Staatsoberhäupter und Regierungschefs Europas und auch einige aus Übersee versammeln lassen. Doch nicht einmal der deutsche Kaiser Wilhelm II., mit Franz Ferdinand eng verbunden, wurde nach Wien geholt, obwohl er dazu bereit gewesen war.
Ohne den Krieg – im Unterschied zu prominenten Beratern wie Conrad von Hötzendorf – zuvor persönlich angestrebt zu haben, entschied sich der 84-jährige Kaiser in der Julikrise, Serbien gegenüber Stärke zu zeigen. Er folgte kriegsfreudigen Politikern, Militärs und Publizisten und hielt die Kriegserklärung für unvermeidlich. Er unterließ es aber, vor seiner definitiven Entscheidung noch einmal „Kriegsrat“ zu halten und mit den wichtigsten Experten nicht nur in kurzen, inhaltlich undokumentierten Vier-Augen-Gesprächen zu kommunizieren. Von der Einberufung des Reichsrats war ebenfalls nicht die Rede.
Sein Brief vom 2. Juli an Wilhelm II. stellte klar: „Das Bestreben meiner Regierung muß in Hinkunft auf die Isolierung und Verkleinerung Serbiens gerichtet sein.“ Serbien, der „Angelpunkt der panslawistischen Politik“, sollte „als politischer Machtfaktor am Balkan ausgeschaltet“ werden. Franz Joseph genehmigte das Ultimatum an Serbien und entschied sich damit für den Krieg. Als der k.u.k. Finanzminister Leon Biliński ihn nochmals warnte, das Ultimatum werde einen europäischen Krieg verursachen, antwortete der Kaiser: „Gewiß, Rußland kann diese Note unmöglich akzeptieren.“ Die politischen Interessenskonflikte auf dem Balkan und die Automatismen der Bündnispolitik brachten 1914 das Verhängnis eines europäischen Krieges, der sich rasch zum Ersten Weltkrieg ausdehnte.
Wilhelm II. und das Deutsche Reich standen zum Verbündeten, Italien erklärte sich als neutral, weil Österreich-Ungarn nicht angegriffen worden sei. Italien richtete sodann diverse Gebietsforderungen (Trentino, Triest, Küstenland) an die Monarchie. 1915 wurde Italien Mitglied der Entente, die dem Land auf Kosten Österreich-Ungarns Kriegsbeute versprach.
Als Franz Joseph 1916 starb, war der Krieg noch nicht entschieden, die Monarchie im Inneren aber durch Mangelerscheinungen schon stark geschwächt. In der Entente und den 1917 in den Krieg eingetretenen USA wurde die Auflösung Österreich-Ungarns 1918 zum Kriegsziel.
Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie ist mit der Ära Franz Josephs I. verbunden, dessen Name nach wie vor auf vielen Wiener Prachtbauten aus dieser Zeit als Inschrift zu lesen ist. Nach der Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens auf Anordnung des Kaisers war Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße, die Ringstraße geworden (Wiener Ringstraßenstil der Gründerzeit), die heute noch lebendiges Zeugnis seiner Epoche ist.
Unter seiner Regentschaft blühte die Geisteskultur in Österreich-Ungarn wie nie zuvor und nie danach, ohne dass der Monarch freilich – im Gegensatz zu seinem Sohn Kronprinz Rudolf – aktiv an diesen kulturellen und intellektuellen Strömungen, die ihm völlig fremd blieben, Anteil genommen hätte.
Der Suizid des Architekten Eduard van der Nüll, Miterbauer der Wiener Staatsoper, soll durch eine Kritik des Kaisers mit veranlasst worden sein. Einem Klischee zufolge soll Franz Joseph in der Folge zu kulturellen Angelegenheiten nur noch sehr zurückhaltend Stellung genommen haben. Er habe sich, statt irgendein Urteil abzugeben, bei kulturellen Anlässen nur noch mit seiner wohl bekannten Formel: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ geäußert. Elisabeth Springer verweist gegenüber diesem Code für Unverbindlichkeit und Gleichgültigkeit. auf die Tatsache, der Kaiser habe Künstler oft durch sein hohes Kunstverständnis überrascht.
Die Zurückhaltung des Kaisers erlaubte es dem Architekten Adolf Loos, genau gegenüber dem barocken inneren Burgtor der kaiserlichen Hofburg im Jahre 1910 sein umstrittenes Wohnhaus, das heutige Looshaus, zu bauen, angeblich das erste schmuck- und ornamentlose Wohnhaus Wiens. Franz Joseph soll die Hofburg seit damals stets durch andere Tore verlassen haben.
Franz Josephs Großer Titel lautete seit dem 29. Jänner 1869:
Von 1848 bis 1866 hatte Franz Joseph noch zusätzlich den Titel König der Lombardei und Venedigs geführt, welcher später jedoch gestrichen wurde, nachdem Venetien im Frieden von Wien und die zuvor schon verlorene Lombardei endgültig von der Donaumonarchie abgetrennt worden waren.
Kaiser Franz Joseph ist bis heute in der Geschichtsschreibung eine äußerst zwiespältige Figur. In seiner Anfangszeit nach der Revolution von 1848 unpopulär bis zur Verhasstheit, wurde er (nicht zuletzt in Ungarn) mit dem repressiven „Säbelregiment“ des Nachmärz assoziiert. Sein als Neoabsolutismus bezeichneter Versuch, ohne jedes Parlament zu regieren, erschien schon damals unzeitgemäß. Die gesellschaftlichen und geistigen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen an ihm vorbei (letzteres in auffälligem Kontrast zu seinen kunstinteressierten Vorfahren), die liberalen Reformen nach 1859 geschahen gegen seine innere Überzeugung.
Eingezwängt zwischen der raschen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung Westeuropas, seiner ererbten Auffassung von gottgegebenen monarchischen Rechten und Pflichten, beschworenen Verfassungsregeln, den sehr unterschiedlichen Interessen der vielen Nationalitäten und der beiden Reichshälften und der Treue zum Bundesgenossen Deutsches Reich, stand er zuletzt nur noch dafür, was man Fortwursteln nannte. Viele Beobachter waren der Auffassung, „solange er lebt“, werde sich in Österreich-Ungarn aus Loyalität zum alten Monarchen nichts Wesentliches ändern, danach müsse man aber mit allem rechnen.
Bemerkenswert ist, dass Franz Joseph I. – im Gegensatz zu Thronfolger Franz Ferdinand – das vom k.k. Ministerpräsidenten Max Wladimir von Beck 1906 mit der Sozialdemokratie paktierte allgemeine und gleiche Wahlrecht für Männer in Österreich gegen Interventionen der Aristokratie verteidigt und sein Wirksamwerden 1907 unterstützt hat. (Den ungarischen Magnaten drohte er nur einmal kurz mit einer Wahlrechtsreform in Ungarn.) Dennoch formulierte der Wirtschaftsfachmann Ernest von Koerber, Ministerpräsident 1900 bis 1904, seine Einschätzung so: „Der Kaiser hat Österreich zweimal unendlich geschadet – einmal durch seine Jugend und einmal durch sein Alter“. Seine Rolle bei der Auslösung des Ersten Weltkrieges, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, war – wohl auch auf Grund seines hohen Alters – von fatalistischer Nachgiebigkeit gegenüber österreichischen und ungarischen Kriegstreibern charakterisiert. Der ihm zugeschriebene Ausspruch: „Wenn wir schon zugrunde gehen müssen, dann wenigstens anständig!“ erscheint in Hinblick auf sein ständiges Verhalten durchaus plausibel. Dazu bzw. hinsichtlich der noch zurückgehaltenen kriegstreibenden Partei um Conrad von Hötzendorf passt auch der im Volk kursierende Spruch: „Wenn der alte Kaiser stirbt, geht das Leutumbringen an!“
Dagegen wurde der Kaiser (teilweise schon zu Lebzeiten) zu einer teilweise mit nostalgischem Flair umwobenen Figur, nicht zuletzt auch wegen der Beziehung zu seiner Frau Elisabeth (bekannter unter ihrem Kosenamen Sisi, im Film fälschlich „Sissi“ genannt) und dem Briefwechsel mit der Schauspielerin Katharina Schratt, mit der er schon zu Lebzeiten seiner Frau eine lange Beziehung pflegte, übrigens auf Elisabeths Initiative hin. Seine Schicksalsschläge – der Tod seines ersten Kinds Sophie im Jahre 1857, 1867 die Hinrichtung seines Bruders Maximilian in Mexiko, der Suizid seines Sohnes Kronprinz Rudolf 1889, die Ermordung seiner Frau Elisabeth 1898, zuletzt die Ermordung seines Neffen und Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau beim Attentat von Sarajewo im August 1914 – machten ihn in den Augen seiner Untertanen zu einem Mann, der ein schweres Schicksal stoisch trug. In den letzten Jahren seiner Herrschaft wurde er, auch aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes, mehr und mehr als gütiger älterer Herr gesehen, als archetypischer „Landesvater“, der gegenüber den nach 1900 überbordenden Nationalitätenkonflikten als Instanz der Bewahrung und des Zusammenhalts auftrat. Dieses Bild wird auch heute am häufigsten mit seiner Person in Verbindung gebracht.
Joseph Roth schrieb 1932 in seinem Roman Radetzkymarsch: „Österreich-Ungarn, das ist jenes Stück Erde, das der liebe Gott Kaiser Franz-Joseph anvertraut hat“. Es existierte bereits zu seinen Lebzeiten ein, später auch vielfach weiter gezeichnetes wirklichkeitsfremdes Bild eines Regenten, der offenbar nichts falsch gemacht und mit „seiner Friedensliebe“ sich für die „altehrwürdige Monarchie“ geradezu aufgeopfert hat.
Nach Franz Werfel gipfelte die Gesellschaftspyramide der Donaumonarchie in der sozialen Rolle des Kaisers als sakrosankter, fast religiös überhöhter Spitze:
Die Ausbildung hierarchischer Strukturen wird sozialpsychologisch teilweise mit der These erklärt, dass ein Kind, nachdem es erkannt hat, „wie beschränkt tatsächlich die Allmacht des Vaters ist“, oft nicht anders kann, als sich
Im Sinne dieser Archetypenbildung fungierte Kaiser Franz Joseph als Bindeglied zwischen der aus der christlichen Trinität stammenden göttlichen Vatergestalt und allen menschlichen Vätern:
In der Gesellschaft zählte, wie unter anderem Stefan Zweig anschaulich berichtet, der ältere, reife Mann, weniger der jugendliche. Das Greisenhafte des alten Kaisers verstärkte die mythische Weihe seiner Patriarchenrolle. „Vom Alter zu Boden gedrückt und des nahen Endes bewußt, verschlossen in seiner Einsamkeit […] scheint der Kaiser […] die heroische Mediocritas zu verkörpern.“
Die gesellschaftlich institutionalisierte Vaterrolle des Kaisers wurde durch individuelle Züge höchst wirksam ergänzt. Franz Joseph präsentierte sich als statische, leidgeprüfte Gestalt, die „mit der zwangsneurotischen Pedanterie einer Maschine“ am Schreibtisch saß, Akten studierte und unterschrieb, wie Erwin Ringel meinte: „Der Mann wurde schon in der Kindheit durch seine Mutter und die Erziehung vernichtet, hat dann 68 Jahre regiert, [… und] hat in dieser überlangen Zeit keine einzige konstruktive Idee gehabt […]“. Diese Diagnose resultiert aus dem Pessimismus des Kaisers und seinem Wissen um die eigene Erfolglosigkeit, die jedoch vom Gedanken der Pflichterfüllung bis zum letzten Atemzug und dem Wunsch, mit Ehren zugrunde zu gehen, flankiert wurden, ferner von einer tief eingewurzelten „Scheu vor Entscheidungen, Reformen und Veränderungen“. Augenscheinlich drang einiges von diesem Geist auch in die k. u. k. Verwaltung ein, die zwar tüchtig administrierte, aber vor allem in der Spätzeit der Epoche die Verwaltungsmaschinerie ohne lebendigen Schwung und ohne wirkliche Zukunftsperspektiven dahinwerkeln ließ.
Obwohl Kaiser Franz Joseph technischen Neuerungen grundsätzlich skeptisch bis ablehnend gegenüberstand, hatte er vom Film eine positive Meinung – wohl in Anerkennung des großen Werbe- und Propagandapotentials dieses vor allem unter der einfachen Bevölkerung besonders beliebten Mediums. So ließ er sich häufig – vorerst jedoch nur von französischen Operateuren – bei seinen Aktivitäten filmen: Etwa bei den Kaisermanövern mit seinem reichsdeutschen Pendant Kaiser Wilhelm in Mähren 1909, bei der Gamsjagd im selben Jahr in Bad Ischl, bei der Hochzeit von Thronanwärter Karl 1911 in Schwarzau, oder auch an der Adria-Ausstellung 1913 in Wien.
1911 berichtete die Kinematographische Rundschau über ein Vorkommnis bei einer Rede des Kaisers an seinem 81. Geburtstag, an der auch ein Operateur der Oesterreichisch-Ungarischen Kinoindustrie, wie die Wiener Kunstfilm-Industrie damals noch hieß, anwesend war. Er stellte seinen Aufnahmeapparat nahe an den Kaiser, wurde jedoch von einem Mann des Gefolges aufgrund des Knarrens des Apparates aufgefordert, während der Rede des Kaisers nicht zu filmen. „Kaiser Franz Joseph hörte es, faßte den Herrn des Gefolges beim Arm und sagte, so daß es der Operateur hören konnte: ‚Lassen Sie den Mann nur seine Arbeit verrichten, mich stört es nicht!‘ Der Operateur drehte weiter, und als der Kaiser geschlossen, winkte er dem Kinematographen freundlich zu.“
Im Todesjahr des Kaisers entstand der letzte große Hofbericht aus der Monarchie. Sascha Kolowrat-Krakowsky filmte das Begräbnis für die Wiener Kinos.
1993 stellte das Österreichische Filmarchiv unter dem Titel k.u.k.: Kaiser und Kinematographie eine 3-stündige Aneinanderreihung sämtlicher Aufnahmen von Kaiser Franz Joseph zusammen. Darunter auch Aufnahmen von seiner Reise durch Bosnien und die Herzegowina im Jahr 1910, wo unter anderem christliche und muslimische Kinder gemeinsam beim friedlichen Vorbeigehen an einem Aufnahmeort zu sehen sind.
Das seit 1891 als k.u.k. Heeresmuseum bezeichnete heutige Heeresgeschichtliche Museum in Wien wurde von Franz Joseph I. besonders gefördert. Er erteilte als Zwanzigjähriger selbst den Auftrag zum Bau des „Waffenmuseums“ (1850–1857) an den Architekten Theophil von Hansen und stiftete 30 der 60 Marmorstatuen von Monarchen und Feldherren in der „Feldherrenhalle“, dem Vestibül des seit 1869 öffentlich zugänglichen Hauses. Es handelte sich um den ersten staatlichen, als solchen geplanten und damit ältesten Museumsbau in der Geschichte Wiens.
Das Haus war ursprünglich dem Gedenken und der Verherrlichung des kaiserlichen Heeres gewidmet. Es sollte eine Art Ruhmeshalle des stets kaisertreuen Militärs bilden, – gleichsam Dank und Anerkennung des Monarchen für seine Armee, die dem Haus Habsburg während der Revolution 1848/49 die Herrschaft, insbesondere über das abtrünnige Ungarn, gesichert hatte.
In der Dauerausstellung des Heeresgeschichtlichen Museums wird seines Gründers prominent gedacht, unter anderem wird seine Uniform des k.k. Infanterieregiments Hoch- und Deutschmeister, die er 1843 als Kind bei seiner militärischen Ausbildung getragen hatte, gezeigt. Weiters ist Franz Joseph ein eigener Saal gewidmet, dieser enthält eine Vitrine, die ganz persönliche Gegenstände des Kaisers zeigt. Es handelt sich dabei um die einzigen persönlichen Objekte des Kaisers, die öffentlich zugänglich sind. Darunter befindet sich seine Uniform mit Campagne- und Galawaffenrock mit den Rangabzeichen eines k.u.k. Feldmarschalls. Franz Joseph trug diese Uniformen in seiner Funktion als Inhaber des Allerhöchsten Oberbefehls der österreichisch-ungarischen Armee. Er war, wenn er nicht auf die Jagd ging, im Inland praktisch ausschließlich in Uniform zu sehen, um seine Verbundenheit mit dem Heer zu betonen.
Die gezeigten Originaluniformen des Kaisers sind die einzigen erhaltenen; die Reste der früher zahlreich vorhandenen Uniformen, die der Kaiser als Inhaber ausländischer Regimenter oder als Feldmarschall fremder Heere besessen hatte, wurden während der Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges fast vollständig vernichtet. An die „Kollegialität“ unter den Monarchen erinnern die ausgestellten ausländischen Orden des Kaisers, darunter der britische Hosenbandorden und der französische Orden der Ehrenlegion. Ausgestellt sind aber auch der Zwicker und Zigarrenspitzen des Kaisers.
Im Bildband Wien seit 60 Jahren, der von der Stadt Wien 1908 „der Jugend Wiens“ zu seinem 60-Jahre-Regierungsjubiläum gewidmet wurde, wurde Franz Joseph I. als einer „der größten Bauherren“ bezeichnet, die „unsere Stadt je gehabt hat.“ Im 1930 in Berlin uraufgeführten Singspiel von Ralph Benatzky, „Im weißen Rößl am Wolfgangsee“, hieß es in einem Lied über den Kaiser, „draußen im Schönbrunner Park / sitzt ein alter Herr / sorgenschwer“. In Joseph Roths 1932 erschienenem Roman „Radetzkymarsch“ beschreibt er die letzten Lebensstunden Franz Josephs im November 1916. Hingegen wurde in der 1955 begonnenen Filmtrilogie „Sissi“, „Sissi – Die junge Kaiserin“ und „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“ der sehr junge Franz Joseph gezeigt. Joseph Roths Roman wurde 1965 und 1995 verfilmt; der Film von 1965 wurde von Konservativen kritisiert, weil darin Franz Joseph kurz im Nachthemd zu sehen ist.
Nach Franz Joseph wurden unzählige Verkehrsflächen, Gebäude, Schiffe oder Institutionen wie Schulen benannt.
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