Ludwig II., König von Bayern


1845 – 1886

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Ludwig II. Otto Friedrich Wilhelm von Wittelsbach, König von Bayern (* 25. August 1845 auf Schloss Nymphenburg, Nymphenburg, heute München; † 13. Juni 1886 im Würmsee, heute Starnberger See, bei Schloss Berg), aus dem Haus Wittelsbach stammend, war vom 10. März 1864 bis zu seinem Tod König von Bayern. Nach seiner Entmündigung am 9. Juni 1886 übernahm sein Onkel Luitpold als Prinzregent die Regierungsgeschäfte im Königreich Bayern, da Ludwigs jüngerer Bruder Otto wegen einer Geisteskrankheit regierungsunfähig war.

Ludwig II. hat sich in der bayerischen Geschichte als leidenschaftlicher Schlossbauherr, vor allem der Schlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Linderhof, ein Denkmal gesetzt; er wird auch als Märchenkönig bezeichnet.

Leben

Herkunft und Kindheit

Ludwig II. wurde am 25. August 1845 um halb ein Uhr in Schloss Nymphenburg bei München als ältester Sohn des Kronprinzen Maximilian und der Kronprinzessin Marie geboren. Er wurde auf den Namen Otto Friedrich Wilhelm Ludwig getauft, Rufname sollte jedoch auf Drängen des gleichnamigen Großvaters Ludwig sein, der ebenfalls an einem 25. August geboren worden war (1786). Auch dessen Namenswahl geschah nicht zufällig, denn der 25. August ist auch der Todestag des Hl. Ludwig von Frankreich. Taufpate war der Großvater Ludwig I., dessen Taufpate wiederum Ludwig XVI. von Frankreich war, wodurch für Ludwig II. eine „Taufpatengenealogie“ hergestellt war, die bei der Frankophilie Ludwigs, vor allem in seinem Schloss Herrenchiemsee, dann die große Rolle spielen sollte. Nach der Geburt wurde der Säugling einer Amme, einer unbekannten Bäuerin aus Miesbach, übergeben. Zunächst entwickelte sich Ludwig gut. Im Frühjahr 1846, als Ludwig etwa acht Monate alt war, starb die Amme unerwartet; der Junge musste von heute auf morgen abgestillt werden. Er verfiel zusehends und bekam Fieber. Man befürchtete zeitweilig seinen baldigen Tod; Ludwig erholte sich aber wieder.

Im Juli 1846 wurde Ludwig Sibylle Meilhaus übergeben, die bis zu seinem 7. Geburtstag seine Erzieherin blieb. Zu ihr entwickelte er eine innige Beziehung, die lebenslang hielt und nach ihrer Heirat mit Baron von Leonrod im Briefwechsel fortgeführt wurde. 1848 wurde Ludwigs Bruder Otto geboren. Die Brüder verbrachten ihre Kindheit und Jugend vor allem auf Schloss Hohenschwangau, in der Umgebung ihrer Erzieher. In dem Schloss kam Ludwig frühzeitig mit der Sagenwelt des Mittelalters in Berührung, die dort in zahlreichen Wandgemälden und -behängen dargestellt ist.

Die Beziehung zu den Eltern war zumindest väterlicherseits von Distanz bestimmt. Sein Vater Max sah eine von Strenge geprägte Erziehung vor, die auch Strafe und Züchtigung vorsah, Marie hingegen versorgte ihren Sohn selbst, soweit es ihr die vielfältigen Repräsentationspflichten ermöglichten. Waren die Eltern abwesend, schrieb die Mutter regelmäßig Briefe an ihr Kind und erstand auf ihren Reisen viele Spielsachen für den kleinen Prinzen. Schon früh zeigte sich Ludwigs Liebe zur Literatur und Baukunst. Er spielte besonders gern mit Bausteinen und baute damit Kirchen, Klöster und dergleichen. Sein Großvater Ludwig I. förderte ihn dabei und schenkte ihm 1852 einen Bausatz vom Münchner Siegestor. Ab Mai 1854 waren Generalmajor Graf Theodor Basselet von La Rosée, Baron Emil von Wulffen und für diesen später Major Karl Maximilian von Orff als Erzieher zuständig. Der Generalmajor förderte auch Ludwigs Hang zu Selbstverherrlichung und Hochmut. Die Prinzen erhielten Unterricht von Hauslehrern.

Ihre Sommerferien verbrachten sie zwischen 1853 und 1863 oft in der eigens für ihren Vater errichteten Königlichen Villa in Berchtesgaden. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird ein Vorfall im Park der Königlichen Villa kolportiert, der Ludwig II. ab 1857 eine heftige Abneigung gegen Berchtesgaden fassen ließ und ihn nach dem Tod des Vaters (1864) für lange Zeit von weiteren Besuchen der Villa abhielt.

Nachdem sein Großvater, König Ludwig I. von Bayern, 1848 abgedankt hatte, wurde sein Vater Maximilian König und Ludwig Kronprinz. 1861 erlebte Ludwig zum ersten Mal Richard Wagners Opern Tannhäuser und Lohengrin. Bereits im Alter von zwölf Jahren vertiefte er sich besonders gern in prosaische Schriften von Richard Wagner. Auch mit Werken von Friedrich Schiller identifizierte Ludwig sich frühzeitig.

Thronbesteigung

Ludwigs Vater Maximilian (* 1811) starb nach kurzer Krankheit am 10. März 1864; Ludwig wurde am selben Tag im Alter von 18 Jahren als Ludwig II. zum König von Bayern proklamiert („Ludwig, von Gottes Gnaden König von Bayern, Pfalzgraf bey Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben“). Am 11. März um 10 Uhr leistete er im Sitzungssaal der Staatsratszimmer seinen Eid auf die bayerische Verfassung. Bei den Trauerfeiern für Maximilian am 14. März sah man den neuen König erstmals in der Öffentlichkeit. Mit seinen 1,93 m war Ludwig, zumal für die damalige Zeit, außerordentlich großgewachsen.

Förderung Richard Wagners

Von Anfang an engagierte er sich für die Förderung der Kultur; insbesondere unterstützte er den Komponisten Richard Wagner, den er am 4. Mai 1864 erstmals persönlich traf. Zwischen 1864 und 1865 ließ er dem verschuldeten Wagner 170.000 Gulden zukommen. Er finanzierte damit unter anderem dessen Musikdrama Der Ring des Nibelungen. Im Dezember 1865 musste sich Ludwig II. jedoch dem Widerstand der Staatsregierung, der Münchner Bürger und seiner eigenen Familie beugen und den unbeliebten Wagner auffordern, Bayern zu verlassen. Die enge Freundschaft der beiden blieb zunächst bestehen, allerdings hielt Ludwig von Wagners Antisemitismus wenig und verwahrte sich gegen dessen Überzeugungsversuche. Die Wagner-Opern Tristan und Isolde (10. Juni 1865), Die Meistersinger von Nürnberg (21. Juni 1868), Das Rheingold (22. September 1869) und Die Walküre (26. Juni 1870) erlebten im Nationaltheater ihre Uraufführung. Seit 1872 ließ er sich ohne Publikum vollständige Wagner-Opern vorführen. Er finanzierte auch das Richard-Wagner-Festspielhaus und förderte den von Marie von Schleinitz ins Leben gerufenen Bayreuther Patronatsverein.

Krieg gegen Preußen

Ludwig II. wollte in dem sich anbahnendem Krieg zwischen Preußen und Österreich um die Führung in Deutschland neutral bleiben und sein Land aus dem direkten Kriegsgeschehen heraushalten. Österreich pochte aber auf die Einhaltung der im Deutschen Bund vereinbarten Bündnispflichten. Bayern und sein König lavierten zunächst zwischen Neutralitätswunsch und Bündnispflicht. Am 11. Mai 1866 unterschrieb Ludwig den Mobilmachungsbefehl, womit Bayern als Mitglied des Deutschen Bundes auf Seiten Österreichs in den Deutschen Krieg von 1866 zwischen Österreich und Preußen eintrat. Gleichzeitig wurde Österreich aber auf preußischen Druck die Nutzung der strategisch wichtigen Eisenbahnlinie Regensburg – Pilsen – Prag verweigert. Der von Kindheit an wenig militärisch gesinnte Ludwig überließ die Kriegspolitik seinen Ministern und fuhr in die Schweiz, um Richard Wagner zu treffen. Im Friedensvertrag nach der Niederlage verpflichtete sich Bayern, eine Kriegsentschädigung von 30 Millionen Gulden an Preußen zu zahlen – ein vergleichsweise geringer Betrag, wenn man berücksichtigt, dass etwa die Bürger der Freien Stadt Frankfurt am Main eine ähnlich hohe Summe aufbringen mussten wie sein Königreich. Auch die Gebietsverluste blieben gering, es trat das Bezirksamt Gersfeld und den Landgerichtsbezirk Orb ab. In Bayern machte man für die Niederlage vor allem die Minister und die militärische Führung verantwortlich, aber die bayerische Armee befand sich zu Kriegsbeginn in einem desolaten Zustand. Ausrüstung und Organisation waren seit Jahrzehnten vernachlässigt worden. Das lag auch am politischen Kurs seines Monarchen. Im Rahmen des Schutz- und Trutzbündnisses unterstellte Bayern, wie die anderen süddeutschen Staaten, für den Bündnisfall seine Armee dem preußischen Oberbefehl. Dies schränkte Bayerns außenpolitischen Spielraum schmerzlich ein. Ludwig unternahm vom 10. November bis 10. Dezember 1866 in Franken die einzige Bereisung seines Königreichs. Das Herzogtum Franken – erst kurz zuvor ein Teil Bayerns geworden und gerade in Erwägung einer Wiederabspaltung – war empört, dass es die ganze Last der Kämpfe in Bayern auf seinem Gebiet hatte tragen müssen. Der Besuch des Königs gewann die Franken wieder für Bayern, auch wenn Ludwig II. auf Grund seiner unentschiedenen Haltung bei dem deutsch-deutschen Konflikt einen Prestigeverlust erlitten hatte. In der Folge widmete er sich vor allem seinen romantischen Ideen und zog sich auf seine Schlösser zurück; von dort aus ließ er die Regierungsgeschäfte durch Gesandte führen.

Regierungspolitik

Entgegen verbreiteten Ansichten übte Ludwig seine Amtsgeschäfte trotz häufiger Abwesenheit von München fast bis zum Ende gewissenhaft aus. Der Kabinettssekretär sorgte für eine reibungslose Kommunikation zwischen dem König und den Ministern. Die Anfragen und Dokumente wurden von Ludwig oft mit Signaten (Anmerkungen und Empfehlungen) versehen. Ebenso schaltete er sich bei Ernennungen oder Gnadengesuchen ein. Auch die Durchsetzung einer Gewerbeordnung nach preußischem Vorbild mit freiem Niederlassungsrecht für die meisten Berufe unterstützte Ludwig.

1868, zwei Jahre nach Ludwigs Besuch der Fürther Synagoge Anfang Dezember 1866, erhielten die Juden in Bayern ihre rechtliche Gleichstellung (vgl. Bayerisches Judenedikt von 1813), nachdem bereits Ludwigs Vater Maximilian II. ihnen 1848 das aktive und passive Wahlrecht zugestanden hatte.

Er hatte bemerkenswerte Detailkenntnisse in der Wirtschaftspolitik und im Staatskirchenrecht.

Ludwig II. setzte die Personal-Politik seiner Vorgänger fort, deren Handlungsspielraum in der konstitutionellen Monarchie eingeschränkt war. Es ging stets darum, die politischen Kräfte im Land zu neutralisieren und den Einfluss der Volksvertretung möglichst gering zu halten. Die Ministerien wurden von den bayerischen Königen grundsätzlich gegen die Mehrheitsverhältnisse im Landtag besetzt.

Als in der Auswirkung des Krieges von 1866 die katholisch-konservative, anti-preußische Patriotenpartei die absolute Mehrheit in der Abgeordneten-Kammer errang, berief König Ludwig II. nationalliberale und pro-preußische Minister. Mit seiner Minister-Politik konterkarierte er sogar die eigene politische Haltung, die derjenigen der bayerischen Patrioten näher stand. Wichtiger als die parlamentskonforme Besetzung der Regierung war dem König die Demonstration seiner Souveränität.

Beim Besuch der Pariser Weltausstellung im Frühjahr 1867 traf sich Ludwig mit dem französischen Kaiser Napoleon III. und suchte dessen Unterstützung.

Zum politischen Wirken Ludwigs sagt der Historiker Bernhard Löffler im Juli 2010 im Gespräch mit dem ZDF: „Zum einen hat sich da im Laufe der 1870er Jahre schon eine Wende angedeutet, die auf den Rückzug des Königs hinausläuft. 1873 spricht er schon selbst von geistigem Herausleben aus der unerträglichen Gegenwart. Zum anderen hat er auch von Beginn an kein besonderes politisches Durchsetzungsvermögen bewiesen. Dass er dagegen jedes Gesetz gegenzeichnen musste, ist einfach Ausfluss der bayerischen Verfassung und des konstitutionellen Systems und hat nichts mit dem eigenen Engagement zu tun. Aber er hat keinerlei Frustrationstoleranz besessen, … weil ihm jedes Gespür für das Funktionieren des konstitutionellen Systems abging.“

Verlobung mit Sophie Charlotte in Bayern

Ludwig war nie verheiratet, verlobte sich aber aus einem spontanen Entschluss heraus am 22. Januar 1867 mit der um zwei Jahre jüngeren Herzogin Sophie Charlotte in Bayern aus einer Nebenlinie des Hauses Wittelsbach. Sie war die jüngste Schwester der Kaiserin Elisabeth von Österreich und eine Tochter des Herzogs Max in Bayern. Sophie Charlottes Mutter Ludovika war eine Halbschwester seines Großvaters Ludwig I. Die beiden kannten sich seit ihrer Kinder- und Jugendzeit und hatten sich am 21. Januar bei einem Hofball wiedergesehen. Vor seiner Verlobung hatte der König öfter vernehmen lassen, dass er nicht heiraten wolle. Sein plötzlicher Sinneswandel im Januar 1867 und seine Blitzverlobung mit Sophie Charlotte muss im Zusammenhang mit dem Zerwürfnis des Königs mit seinem Flügeladjutanten Paul von Thurn und Taxis gesehen werden, den Ludwigs Biograf Oliver Hilmes als dessen „ersten Liebhaber“ bezeichnet. Die These, dass die Verlobung mit Sophie Charlotte in diesem Kontext gesehen werden muss, äußerte erstmals Desmond Chapman-Huston Mitte des 20. Jahrhunderts. Diese These wurde durch Sophie Charlottes Biograf jüngst bestätigt.

Ludwig sprach seine Verlobte in seinen Briefen stets mit Elsa an. Bezeichnenderweise fühlte er sich jedoch nicht als liebender Lohengrin, denn seine Briefe an die Braut Elsa unterschrieb Ludwig mit Heinrich. Ein Beleg dafür, dass es sich hier um eine Liebe ganz nach des Königs Art handelte, „schwärmerisch, weltentrückt, ohne die von Ludwig gehasste Sinnlichkeit“. Schon kurze Zeit nach Bekanntgabe der Verlobung kam es zu Verstimmungen zwischen dem König und Sophie Charlotte. So schnell, wie der König sich zur Heirat entschieden hatte, so schnell wurde er ihrer überdrüssig. Für die Öffentlichkeit sichtbar wurde dies erstmals bei einem Hofball Ende Februar 1867, der aus Anlass der Verlobung abgehalten wurde. Ludwig II. verließ seinen eigenen Verlobungsball bereits nach einer Stunde, um das Ende des Theaterstückes „Maria Stuart“ zu sehen, und stellte seine Braut somit in der Öffentlichkeit bloß. Es folgten zahlreiche weitere Verletzungen, die zur Entfremdung des Paares führten.

Währenddessen wurden die Hochzeitsvorbereitungen am Hof mit großem Eifer vorangetrieben. Papst Pius IX. erteilte den Heiratsdispens, der wegen der nahen Verwandtschaft der Ehekandidaten erforderlich war. Bereits am 14. März 1867 wurde dem König das Hochzeitszeremoniell vorgelegt. Jedoch schob Ludwig den Hochzeitstermin immer weiter hinaus, vom 25. August auf den 12. Oktober, schließlich auf den 12. November 1867. Der König ging immer mehr auf Distanz, obwohl bereits Bilder kursierten, auf welchen Sophie als Königin tituliert wurde und die Millionen Gulden teure Hochzeitskutsche fertig war. Schließlich löste er am 7. Oktober 1867 die Verlobung. Über diese Entscheidung waren nicht nur die Eltern von Sophie, sondern auch die Verwandtschaft und der Hochadel konsterniert. Elisabeth von Österreich schrieb an ihre Mutter nach Possenhofen:

Niemand ahnte, dass Sophie sich drei Tage nach ihrer Verlobung mit dem König in den Kaufmann Edgar Hanfstaengl verliebt hatte und sich heimlich mit ihm in Schloss Pähl traf.

Aufgrund von Äußerungen in Briefen – etwa gegenüber seinem Adjutanten Paul von Thurn und Taxis – und des weiteren Lebenslaufes ist anzunehmen, dass Ludwigs Interesse am anderen Geschlecht gering ausgeprägt war. Ludwigs geheimes Tagebuch, das in Auszügen 1925 durch den Stiefsohn des Ministers Johann von Lutz herausgegeben wurde, bietet Hinweise für homosexuelle Neigungen des Königs. Es stellt zugleich ein Zeugnis für seine Gewissensqualen dar und für die aussichtslosen Versuche, sein Begehren zurückzudrängen. Der Heidelberger Psychiater und Neurologe Heinz Häfner vertritt in seiner Veröffentlichung über den Märchenkönig die Ansicht, dass Ludwig nicht nur homosexuell war, sondern zum Ausleben seiner Neigung sogar untergebene Reitersoldaten sexuell missbraucht haben soll. Den österreichischen Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch soll Ludwig als seelenverwandt angesehen haben.

Der Kaiserbrief

1870 beteiligte sich Bayern aus politischen Zwängen heraus mit seiner Armee am Deutsch-Französischen Krieg. Allerdings ordnete Ludwig II. schon einen Tag nach der französischen Kriegserklärung die Generalmobilmachung im bayerischen Königreich an und ermöglichte mit einem überraschenden Vorstoß bayerischer Truppen vom pfälzischen Landau aus, dass die Kriegsentscheidung danach bereits früh bei Sedan fallen konnte. Damit zeigte sich Ludwig deutlich entschlossener als 1866. Das Ergebnis war wiederum Prestigeverlust im Volk, denn die Folge des Krieges sollte der Verlust der bayerischen Souveränität sein.

Ludwig sah es als persönliche Zumutung an, dass er auf Betreiben Bismarcks hin als ranghöchster deutscher Fürst Wilhelm I. von Preußen die Kaiserkrone antragen sollte. Den – unrealistischen – Vorschlag Ludwigs, die Krone zwischen Berlin und München wandern zu lassen, lehnte Bismarck ab. Ludwig akzeptierte zögerlich die Kaisererhebung des preußischen Königs. Am 30. November 1870 unterschrieb er den von Otto von Bismarck entworfenen sogenannten Kaiserbrief, in dem er den Preußenkönig Wilhelm I. bat, den Titel eines Deutschen Kaisers anzunehmen. Bismarck sicherte ihm im Gegenzug geheime Geldzahlungen zu, die aus dem Welfenfonds diskret über Schweizer Banken geleitet wurden. Aus der vom Reichstag beschlossenen National-Dotation in Höhe von 4 Millionen Talern wurden ihm 300.000 Taler zur Verteilung nach eigener Bestimmung zur Verfügung gestellt. Diese Geldzahlungen waren jedoch nicht der Grund für Ludwigs Einlenken, sondern seine Einsicht in die Unausweichlichkeit der Reichsbildung. Dem bayerischen Vorsitzenden im Ministerrat Otto von Bray-Steinburg oblagen unterdessen die Verhandlungen über den Eintritt Bayerns in das Deutsche Reich, wo er Bayern wichtige Sonderrechte (insbesondere eigenständige bayerische Armee unter Oberbefehl des Königs in Friedenszeiten; Ausnahmen bei den Zuständigkeiten des Reiches) sichern konnte. Ludwig beteiligte sich im Gegensatz zu seinem Onkel Luitpold und seinem Bruder Otto nicht an der Kaiserproklamation in Versailles am 18. Januar 1871.

Letzte Jahre

In den Plänen für einen chinesischen und einen byzantinischen Palast zeigte er eine Weltoffenheit und einen kulturellen Kosmopolitismus, der einen weiten Horizont verriet, allerdings auch ein weiteres Abdriften in die Welt der Träume. Darauf deuteten auch seine politischen Pläne zu einer Gründung eines Geheimbundes zur Gewinnung von königstreuen Anhängern für einen Umsturz und Pläne für ein Königreich der Kanarischen Inseln hin. Diesen Gedanken lag allerdings die zutreffende Einschätzung zu Grunde, dass sein Volk sich immer weiter von seinem Monarchen entfernt hatte - wie nicht nur in Bayern.

1874 ging er das letzte Mal in der Münchner Fronleichnamsprozession. Seine Fahrt zur Generalprobe der Bayreuther Festspiele 1876 wurde sein letzter halbwegs öffentlicher Auftritt. Im April 1881 begann seine Freundschaft mit dem jungen Schauspieler Josef Kainz, mit dem zusammen er vom 27. Juni bis zum 14. Juli desselben Jahres eine Schweizreise auf den Spuren Wilhelm Tells unternahm. Aber auch diese letzte Freundschaft zerbrach noch auf der Reise.

In den letzten Lebensjahren zog sich der König zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Oft hatten die Minister Mühe, ihn persönlich für Unterschriften in der Einsamkeit von Berghütten aufzusuchen. Zunehmend machte er die Nacht zum Tage, was ihm die Titulierung als Mondkönig einbrachte. Der übermäßige Genuss von Süßigkeiten forderte auch seinen Tribut: Zunehmend litt er unter heftigen Zahnschmerzen. Sein Oberkiefer war bald zahnlos, der Unterkiefer wies nur noch eine geringe Anzahl lose sitzender Zähne auf. Auch nahm er stetig an Leibesfülle zu. Sein Schuldenberg war erheblich angewachsen, teilweise wurden die Bauarbeiten an seinen Schlössern bereits eingestellt. Anfang 1886 verweigerte das Kabinett König Ludwig die Bürgschaft für einen Kredit in Höhe von sechs Millionen Mark, worin manche Biografen den Hauptanlass für die Entmündigung sehen. Es soll private finanzielle Hilfsangebote von Bankiers gegeben haben, die Ludwig aber nicht erreichten. Ludwig wandte sich daraufhin an Bismarck, der ihm am 14. April 1886 schrieb, er solle seinem Ministerium befehlen, die Bewilligung der erforderlichen Summen beim Landtag zu beantragen. Tatsächlich forderte Ludwig daraufhin die Vorlage des Anliegens im Landtag. Stattdessen leitete das Ministerium seine Entmündigung ein.

Entmündigung

Ludwig II. wurde am 8. Juni 1886 auf Betreiben der Regierung durch die Ärzte Bernhard von Gudden, Friedrich Wilhelm Hagen, Hubert von Grashey und Max Hubrich in einem Gutachten aufgrund von Zeugenaussagen und ohne persönliche Untersuchung des Patienten für „seelengestört“ und „unheilbar“ erklärt. Ludwigs langjähriger Leibarzt Max Joseph Schleiß von Löwenfeld, der den König bereits als Kind kannte, wurde nicht gehört.

Anhand der von Ludwig vorgenommenen Amtshandlungen wie zuletzt der Einrichtung eines neuen Bezirksamtes in Ludwigshafen (Urkunde vom 3. Juni 1886, von ihm in Hohenschwangau unterzeichnet) ist allerdings keine eindeutige Unzurechnungsfähigkeit zu erkennen.

Am 9. Juni 1886 wurde Ludwig durch die Regierung unter Johann von Lutz entmündigt. In der Nacht auf den 10. Juni erschien eine Kommission in Neuschwanstein. Darunter waren Außenminister Friedrich Krafft von Crailsheim und der bei Ludwig in Ungnade gefallene ehemalige Oberststallmeister des Königs Maximilian Karl Theodor von Holnstein, der eine wichtige Rolle bei Ludwigs Kaiserbrief gespielt hatte. Ludwig II. ließ sie verhaften, aber nachdem die Regentschaftserklärung beim Telegrafisten in Hohenschwangau eingetroffen war, wurde die Kommission nach einigen Stunden Gefangenschaft ohne Wissen des Königs freigelassen und kehrte dann unverrichteter Dinge nach München zurück. Sein Leibarzt Max Joseph Schleiß von Löwenfeld äußerte sich noch am 10. Juni in einem Telegramm an die Redaktion der Allgemeinen Zeitung „Zur Berichtigung: Von der Existenz eines schweren Leidens welches seine Majestät, Ludwig II. an der Ausübung der Regierung dauernd verhindert, ist durchaus nicht überzeugt.“ Der letzte Brief, den Ludwig II. drei Tage vor seinem Tod geschrieben hat, ist an Prinz Ludwig Ferdinand adressiert.

Ludwigs Onkel Luitpold übernahm nach langem Zögern am 10. Juni als Prinzregent die Regierungsverantwortung, später auch für Ludwigs Bruder Otto. König Ludwig II. versuchte noch, einen Aufruf an das bayerische Volk zu erlassen: „Der Prinz Luitpold beabsichtigt, sich ohne meinen Willen zum Regenten meines Landes zu erheben, und mein bisheriges Ministerium hat durch unwahre Angaben über meinen Gesundheitszustand mein geliebtes Volk getäuscht und bereitet hochverräterische Handlungen vor. […] Ich fordere jeden treuen Bayern auf, sich um meine treuen Anhänger zu scharen und an der Vereitelung des geplanten Verrates an König und Vaterland mitzuhelfen.“ (Bamberger Zeitung am 11. Juni kurz vor der Beschlagnahmung). Den Ratschlag Bismarcks jedoch, sich sogleich in München dem Volk zu zeigen, beherzigte Ludwig nicht. Er verhielt sich trotz vieler Hilfsangebote nahezu völlig passiv.

Nach neuen Erkenntnissen war das psychiatrische Gutachten unhaltbar: Heinz Häfner von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Gründer und langjähriger Leiter des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim, hat das „Geheime Hausarchiv“ der königlichen Familie Bayerns einsehen dürfen und auch Material aus bisher unveröffentlichten Quellen, Landtagsstenogrammen und Archiven zusammengetragen und damit den „Fall Ludwig“ noch einmal aufgerollt. Die Diagnose Guddens lautete auf Paranoia und Geistesschwäche. „‚Diese Schlußfolgerung ist heute nicht mehr zu halten‘, so Häfner. Nach dem Quellenstudium sei zweifelsfrei zu belegen, daß bei Ludwig II. keine Zeichen von Geistesschwäche und einer paranoiden Psychose vorlagen“, schreibt die Ärzte Zeitung. Häfner kommt in seiner Studie über Ludwig weiterhin zum Schluss, dass die inneren Konflikte Ludwigs, etwa eine schon früh zu beobachtende Sozialphobie in Verbindung mit Scham- und Schuldgefühlen wegen seiner homosexuellen Neigungen, zur Entwicklung einer „nicht substanzgebundenen Sucht“ führten, wie sie etwa auch bei Glücksspielern vorliegt. Das Mittel der Sucht Ludwigs wurden seine Bauvorhaben. Der ständig wachsende Schuldenberg brachte ihn in zusätzliche äußere Schwierigkeiten. Diese, so Häfner, beeinträchtigten seine Handlungs- und Regierungsfähigkeit in durchaus erheblichem Maße. Wie auch z. B. bei Spielsüchtigen sei bei Ludwig ein zunehmender Realitätsverlust zu beobachten. Dagegen sei der König zu keinem Zeitpunkt geisteskrank, paranoid oder schizophren nach modernen Kriterien gewesen.

Der Münchner Psychiater Hans Förstl kam nach Auswertung von Dokumenten, darunter zuvor nicht freigegebenen Dokumenten des geheimen Wittelsbacher Hausarchivs, zum Ergebnis, dass die Diagnose Schizophrenie nicht aufrechterhalten werden kann, wohl aber die einer schizotypen Persönlichkeitsstörung. Er äußerte den Verdacht, Ludwig habe zusätzlich in seinen letzten Lebensjahren an Morbus Pick gelitten; er leitete dies unter anderem aus dem Autopsiebefund des Jahres 1886 ab, der bei Ludwig eine deutliche Schrumpfung des Frontalhirns festgestellt hatte.

Tod im Starnberger See

Am 11. Juni 1886 gegen Mitternacht kam eine neue Kommission nach Neuschwanstein. Bernhard von Gudden informierte den König über das Gutachten der vier Ärzte und über die Übernahme der Regentschaft durch Luitpold. König Ludwig wurde in Neuschwanstein in Gewahrsam genommen und am 12. Juni um 4 Uhr morgens nach Schloss Berg am Ufer des damals noch Würmsee genannten Starnberger Sees verbracht.

Am 13. Juni, dem Pfingstsonntag des Jahres, durfte der König zwar nicht zur Messe, aber von Gudden unternahm mit ihm einen Spaziergang im Schlosspark am See, begleitet von zwei Pflegern. Kurz nach 18 Uhr erinnerte der König von Gudden an einen geplanten zweiten Spaziergang, zu dem beide mit der Mitteilung von Guddens aufbrachen, um 20 Uhr zum Souper zurück sein zu wollen. Auf Anweisung von Guddens mussten im Gegensatz zum Vormittag die Pfleger zurückbleiben. Als beide um 20 Uhr nicht zurück waren, wurde zunächst vermutet, sie hätten irgendwo Unterschlupf vor dem Regen gesucht, der inzwischen eingesetzt hatte. Es wurden zunächst einzelne Gendarmen ausgeschickt, schließlich alle verfügbaren Männer mit Lampen und Fackeln. Gegen 22 Uhr fand ein Hofoffiziant Überrock und Leibrock des Königs im Wasser, eine halbe Stunde später fand man den König und von Gudden maximal 25 Schritte vom Ufer entfernt im seichten Wasser. Die später aufgefundene Taschenuhr des Königs war um 18.54 Uhr stehen geblieben, weil Wasser eingedrungen war, die Taschenuhr von Guddens aus gleicher Ursache dagegen erst um 20.10 Uhr. Gefunden hatten die beiden der Schiffer Lidl, der Assistenzarzt Dr. Müller und der Schlossverwalter Huber, die von einem Ruderboot aus suchten. Nach der offiziellen Darstellung habe von Gudden den Regenten an einem Suizid hindern wollen und sei dabei selbst zu Tode gekommen. Diese Version wurde jedoch schon bald bezweifelt. Um den Tod Ludwigs II. ranken sich von Anfang an und bis heute zahlreiche Gerüchte, die u. a. einen möglichen Fluchtversuch bzw. die Erschießung des Königs in Erwägung ziehen.

Obduktion und Beerdigung

Am Pfingstmontag, dem 14. Juni 1886, wurde um 20 Uhr in Schloss Berg der Leichnam ausgesegnet. Der Wagen mit dem Sarg traf am 15. Juni um 2 Uhr früh in der Münchner Residenz ein. Bei der dort durchgeführten pathologischen Untersuchung des toten Königs am selben Tag von 8 Uhr bis 13 Uhr durch 13 Ärzte war auch der Leibarzt des Königs, Max Joseph Schleiß von Löwenfeld, anwesend, der nicht von einer Krankheit des Königs überzeugt war. Laut offizieller Mitteilung wurde die Diagnose der Irrenärzte jedoch in vollem Maße bestätigt. Das Ergebnis der Autopsie wurde nur teilweise für die Öffentlichkeit freigegeben.

Nach der Sektion wurde sofort die Einbalsamierung vorgenommen, die um 20 Uhr beendet war. Danach wurde der Leichnam drei Tage in der Hofkapelle aufgebahrt. Ludwig wurde am 19. Juni 1886 nach einem Leichenzug durch München in der Gruft der Michaelskirche in der Neuhauser Straße beigesetzt. Sein Herz wurde getrennt bestattet und am 16. August 1886 in die Gnadenkapelle von Altötting übertragen.

Ahnentafel

Auszeichnungen

  • Großmeister des Hubertusordens
  • Hausritterorden vom Heiligen Georg (Großmeister)

Schlösser

Anregungen für die Architektur seiner Schlösser holte sich Ludwig auf seiner Reise im Juli 1867 in Paris und Schloss Pierrefonds sowie im August 1874 bei seiner Reise nach Schloss Versailles und Schloss Fontainebleau. Auch die Wartburg in Eisenach besuchte er 1867, die später als Vorbild für Neuschwanstein galt.

Schloss Neuschwanstein

1868 entwarf König Ludwig in einem Brief an Richard Wagner seine Vorstellungen für eine neue Burg Hohenschwangau, das heutige Neuschwanstein. Sein Königlicher Hofbauintendant Eduard Riedel hatte im Winter 1867/68 erste Grundrisse und Schnittzeichnungen angefertigt. Der Grundstein wurde am 5. September 1869 gelegt. 1884 wurde der Palas im Schloss Neuschwanstein fertiggestellt, das Ludwig zum bevorzugten Wohnsitz erwählen wollte. Er verbrachte allerdings nur 172 Nächte auf Schloss Neuschwanstein.

Königshaus am Schachen

Auf dem Schachen im Wettersteingebirge ließ sich Ludwig von 1869 bis 1872 ein alpines Holzhaus, das Königshaus am Schachen, bauen. Ab Mitte der 1870er Jahre verbrachte Ludwig dort seine Geburtstage in der Abgeschiedenheit der Berge. Das schlicht gehaltene Gebäude beherbergt im ersten Stock den im orientalischen Stil gehaltenen Türkischen Saal. Als Vorlage diente Schloss Eyoub bei Istanbul, eine Residenz von Sultan Selim III.

Schloss Linderhof

Von 1874 bis 1878 wurde Schloss Linderhof anstelle des so genannten Königshäuschens des Vaters Max II. erbaut. Schloss Linderhof ist das kleinste der drei von Ludwig II. erbauten Schlösser, aber auch das einzige, welches voll ausgebaut und auch länger von ihm bewohnt wurde.

Schloss Herrenchiemsee

Am 26. September 1873 kaufte Ludwig die Herreninsel im Chiemsee, wo ab 21. Mai 1878 das Schloss Herrenchiemsee nach Ludwigs Vorstellungen als neues Schloss Versailles entstehen sollte. Es wurde jedoch nie fertig gestellt.

Weitere Pläne

1883 erwarb Ludwig die 1277 m hoch gelegene Ruine der Burg Falkenstein in der Nähe der Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau. Der Theatermaler Christian Jank hatte ihm einen romantisierenden Entwurf einer gotischen Burg mit zahlreichen Zinnen und Türmen gezeichnet. Max Schultze arbeitete 1884 als Architekt einen Entwurf aus, der ein halbes Jahr vor Ludwigs Tod von Julius Hofmann überarbeitet wurde. Außer einer Straße und einer Wasserleitung zur Ruine wurde nichts mehr von den Plänen realisiert.

Im letzten Jahr vor seinem Tod erteilte Ludwig seinem Architekten Julius Hofmann einen weiteren Auftrag für ein chinesisches Sommerschloss. Es sollte vermutlich am Plansee in Tirol entstehen und war dem Pekinger Winterpalast nachempfunden. Das Vorhaben ging nicht über erste Grund- und Aufrisse, die dem König im Januar 1886 vorgelegt wurden, und eine detailliertere Planung im April 1886 hinaus. Ferner plante Ludwig den Bau eines großen byzantinischen Palastes in der Nähe von Linderhof.

Finanzierung

Die Bauprojekte Ludwigs wurden aus dem königlichen Privatvermögen finanziert und verursachten dort, in der sogenannten Kabinettskasse, erhebliche Defizite. Die ihm zur Verfügung stehende Zivilliste war auf jährlich 4,2 Millionen Gulden festgelegt. 1884 hatte er 7,5 Millionen Gulden Schulden, die durch Anleihen gedeckt werden mussten. Der König war schließlich mit einem „Jahresgehalt“ im Rückstand, und zum Weiterbau seiner Schlösser hätten 1887 noch etwa drei „Jahresgehälter“ (15 Millionen) gefehlt. Nach seinem Tod zahlte das Haus Wittelsbach bis 1902 alle durch König Ludwigs Bautätigkeit angefallenen Schulden vollständig an die Gläubigerbanken zurück.

Historische Bedeutung

Ludwig II. war ein Monarch, der nach einem mystisch geprägten Idealbild eines christlichen Königtums strebte. Er zog sich in Traumwelten zurück und setzte mit erheblichem finanziellen Aufwand durch, dass Teile davon auch architektonische Gestalt annahmen. Ähnlich motiviert war sein Engagement für das Theater und die Oper. Dies drückte sich vor allem in seiner Förderung Richard Wagners aus und in der Einrichtung der Richard-Wagner-Festspiele im Bayreuther Festspielhaus. Damit nahm er bedeutenden Einfluss auf die kulturelle Entwicklung Deutschlands im späten 19. Jahrhundert. Die Künstler dankten ihm das schon zu Lebzeiten, Anton Bruckner etwa widmete ihm 1883 seine 7. Symphonie. Die Königsschlösser, die er errichten ließ, waren für den bayerischen Staat damals ohne Nutzen und finanziell eine große Belastung, aber heutzutage sind Herrenchiemsee, Neuschwanstein und Linderhof die bedeutendsten touristischen Anziehungspunkte in Bayern. Sie wurden nach seinem Tod schon bald zur öffentlichen Besichtigung freigegeben.

Daneben förderte Ludwig II. mit seinen Schlossbauten Kunst und Handwerk. Die Gartenanlagen der Schlösser Herrenchiemsee und Linderhof wurden durch den Hofgartendirektor Carl von Effner gestaltet.

Eine Besonderheit stellt die Pferdegalerie dar, die im Auftrag Ludwigs II. von Friedrich Wilhelm Pfeiffer geschaffen wurde. 26 Portraits der königlichen „Leibreitpferde“ dokumentieren die Begeisterung für den Reitsport und die besondere Beziehung des Königs zu diesen Tieren.

Trotz aller Romantik tat sich Ludwig II. auch auf dem Gebiet der Förderung neuer Technologien hervor. 1867 besuchte er mit seinem Großvater König Ludwig I. die Pariser Weltausstellung. 1868 gründete er die „Polytechnische Schule München“ mit Hochschulstatus, die heutige Technische Universität München und zahlreiche wissenschaftliche Institute.

Sein Interesse für Phototechnik zeigte sich in der Tatsache, dass er sich ein Photolabor in Schloss Hohenschwangau einrichten ließ. Daneben förderte er die Drucktechnik, indem er die Erfindung des Lichtdrucks durch Joseph Albert finanzierte. Das weltweit erste Elektrizitätswerk mit einer Dynamomaschine stand in Schloss Linderhof. Sein sogenannter Nymphenschlitten gilt als das erste elektrisch beleuchtete Fahrzeug der Welt. Auf dem Gebiet der Chemie wurde auf seinen Befehl hin der Farbstoff Indigo erstmals künstlich entwickelt.

In Ludwigs Schlössern wurden bereits Stahlbau und Elektrizität eingesetzt. Es gab Zentralheizung, Telefon, beheizbare Bassins, elektrische Rufanlagen für die Dienerschaft, Wasserklosetts sowie Aufzüge, und in der Venusgrotte von Schloss Linderhof stand eine Wellenmaschine zur Verfügung. Zur Entwicklung und Erprobung der Flugtechnik wurden finanzielle Mittel bereitgestellt.

Seine technische Verspieltheit drückte sich auch in dem Entwurf eines Flugwagens in Pfauenform aus. Mit ihm wollte er über den Alpsee vor seinem Schloss schweben. Der Flugwagen mit einem Ballon darüber sollte von einem Seil gezogen werden, das von einer Dampfmaschine gezogen worden wäre.

Der Ludwig-II.-Experte Jean Louis Schlim bescheinigt dem König starke Technikbegeisterung, allerdings nicht um der Technik willen, sondern zur Verwirklichung seiner Träume.

Rezeption

Ausgangs des 19. Jahrhunderts galt Ludwig II. einem Autor wie dem Italiener Gabriele D’Annunzio in dem Roman Le vergini delle rocce in beispielhafter Erwähnung als eine Personifikation des Fin de siècle in Anbetracht der Schwermut und mutmaßlichen Arroganz des Königs. Er sei ein wahrer König, doch nur der König seiner Träume: „[…] Luigi di Baviera è veramente un Re, ma Re di sé medesimo e del suo sogno.“

Zehn Jahre nach Ludwigs Tod wurde auf Betreiben des Prinzregenten Luitpold oberhalb des Todesortes mit dem Bau einer Votivkapelle im frühromanischen Stil begonnen, die 1900 geweiht wurde.

König Ludwig II. gilt vielen Bayern als der „Kini“ (bairisch für „König“) schlechthin und als Inbegriff der „guten alten Zeit“. Zahlreiche Lieder ranken sich um sein Leben und seinen Tod. Bis heute gibt es aktive Ludwig II.-Vereine in ganz Bayern (einschließlich Franken und Schwaben), die im Verband der Königstreuen in Bayern zusammengeschlossen sind, darunter der Geheimbund der sogenannten Guglmänner.

Mehrfach war das Leben König Ludwig II. Thema von Filmproduktionen. Bereits 1913 wurde sein Leben unter dem Titel Ludwig II. von Bayern mit Ferdinand Bonn in der Hauptrolle verfilmt. Diesen Film sah sogar sein Nachfolger Ludwig III. 1955 entstand unter der Regie von Helmut Käutner der Film Ludwig II. – Glanz und Ende eines Königs mit O. W. Fischer als König von Bayern. Internationale Beachtung fand der Film Ludwig von Luchino Visconti mit Helmut Berger in der Titelrolle aus dem Jahr 1972. Im gleichen Jahr entstanden von Hans-Jürgen Syberberg Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König mit Harry Baer als Ludwig II. und der Film Theodor Hierneis oder Wie man ehem. Hofkoch wird, in dem das Leben am Hof des Königs dargestellt wird. 2012 folgt Marie Noelles und Peter Sehrs Ludwig II. mit Sabin Tambrea als junger Regent und Sebastian Schipper als gealterter Ludwig.

Im Jahr 2000 wurde Ludwig II. ein neuer Theaterbau und ein Musical gewidmet: Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies von Franz Hummel wurde bis zum 31. Dezember 2003 in rund 1.500 Vorstellungen im hierzu errichteten Füssener Musical Theater Neuschwanstein vor insgesamt 1,5 Mio. Menschen aufgeführt. Am 11. März 2005 feierte in diesem Festspielhaus Neuschwanstein ein neues Musical Ludwig² über König Ludwig II. von Bayern in der Inszenierung eines internationalen Teams seine Uraufführung, das jedoch bald insolvent war.

Ein japanischer Manga der bekannten Zeichnerin You Higuri behandelt das Leben Ludwigs in einer dreibändigen, auch auf Deutsch erschienenen Ausgabe.

In der südbayerischen Region Pfaffenwinkel führt der König-Ludwig-Fernwanderweg von Berg am Starnberger See, beim Gedenkkreuz beginnend über Herrsching am Ammersee, Andechs, Dießen, Wessobrunn, Hohenschwangau bis nach Füssen.

Die Bayerische Landesausstellung 2011 widmete sich vom 13. Mai bis zum 16. Oktober unter dem Motto Götterdämmerung: König Ludwig II. und seine Zeit im Schloss Herrenchiemsee dem bayerischen König und erregte mit rund 570.000 Besuchern ein ungewöhnlich hohes Publikumsinteresse.

Tagebuch-Aufzeichnungen

  • Edir Grein (Hrsg.): Tagebuch-Aufzeichnungen von Ludwig II. König von Bayern. Schaan/Liechtenstein: Verlag Rupert Quaderer, 1925 (Edir Grein ist ein Pseudonym für Erwin Riedinger, den Stiefsohn des bayerischen Ministerpräsidenten Johann von Lutz.) Das Werk enthält folgende Dokumente:
    • I. Tagebuch-Auszüge (Dez. 1869–Dez. 1885);
    • II. Tagebuch-Auszüge (1886);
    • Briefwechsel über die Finanzlage des Königs;
    • Ärztliches Gutachten über den Geisteszustand Seiner Majestät des Königs Ludwig II. von Bayern (München, den 8. Juni 1886, unterzeichnet von den folgenden vier Personen: von Gudden, k. Obermedizinalrath; Dr. Hagen, k. Hofrath; Dr. Grashey, k. Universitätsprofessor; Dr. Hubrich, k. Direktor);
    • Sektionsbefund der Leiche des Königs von Obermedizinalrat Dr. Kerschensteiner (München, den 20. Juni 1886).

Literatur

  • Gottfried von Böhm: Ludwig II. König von Bayern, Sein Leben und seine Zeit. 2. Auflage. Berlin 1924 (Reprint 2014).
  • Dieter Albrecht: Ludwig II.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 374–379 (Digitalisat).
  • Dieter Albrecht: König Ludwig II. von Bayern In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. 50 (1987), S. 153–167.
  • Theodor Bitterauf: Ludwig II. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 540–555.
  • Christof Botzenhart: Die Regierungstätigkeit König Ludwig II. von Bayern – „ein Schattenkönig ohne Macht will ich nicht sein“. C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-10737-0.
  • Julius Desing: Wahnsinn oder Verrat – war König Ludwig II. von Bayern geisteskrank? Verlag Kienberger, Lechbruck 1996.
  • Herbert Eulenberg: Die letzten Wittelsbacher. Phaidon, Wien 1929, S. 154–238.
  • Hans Gerhard Evers: Ludwig II.von Bayern, Theaterfürst – König – Bauherr, Gedanken zum Selbstverständnis. Hirmer Verlag, München 1986, ISBN 3-7774-4150-3.
  • Hubert Glaser: Ludwig II. und Ludwig III. – Kontraste und Kontinuitäten. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. 59 (1996), S. 1–14.
  • Heinz Häfner: Ein König wird beseitigt, Ludwig II. von Bayern. C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56888-6.
  • Theodor Hierneis: König Ludwig II speist: Erinnerungen seines Hofkochs Theodor Hierneis. Stiebner, München 2010, ISBN 978-3-8307-1051-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  • Dirk Heißerer: Ludwig II. Rowohlt Verlag, Reinbek 2003, ISBN 3-499-50647-5.
  • Oliver Hilmes: Ludwig II. Der unzeitgemäße König. München 2013, ISBN 978-3-88680-898-4.
  • Ludwig Hüttl: Ludwig II., König von Bayern. Eine Biographie. Bertelsmann, München 1986, ISBN 3-570-05871-9.
  • Annette Kolb: König Ludwig II. von Bayern und Richard Wagner. Querido, Amsterdam 1947.
  • Kommission für bayerische Landesgeschichte (Hrsg.): Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Band 74, Heft 2. Verlag C.H. Beck 2011. Enthält diverse Aufsätze und Quelleneditionen zur letzten Lebensphase Ludwigs II (Digitalisat) (darin besonders: Rupert Hacker, Kap.1-8, R. Holzschuh, 2001; Ludwig Hüttl, Biographie, 1986 u. Wilhelm Wöbking, zu s.Tod, 1986)
  • Andreas Kraus: Bayern unter König Ludwig II. in: Geschichte Bayerns, Beck Verlag, München, 1983, S. 552-584 (Kurzer Überblick über seine Rolle in der bayerischen Politik und die Umstände seines Todes), ISBN 3-406-09398-1.
  • Franz Merta: König Ludwig II. im Spiegel der Neuerscheinungen zum 100. Todestag In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. 49 (1986), S. 719–744.
  • Hans F. Nöhbauer: Auf den Spuren Ludwigs II. Prestel Verlag, München 1986, ISBN 3-7913-1470-X.
  • Hans Philippi: König Ludwig II. von Bayern und der Welfenfonds In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. 23 (1960), S. 66–111.
  • Hans Rall: Ausblicke auf Weltentwicklung und Religion im Kreise Max´II. und Ludwigs II. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. 27 (1964), S. 488–522.
  • Alexander Rauch: Schloss Neuschwanstein. Atlantis Verlag, Herrsching 1991.
  • Alexander Rauch: Schloss Herrenchiemsee. Köhler & Amelang, München/ Berlin 1995.
  • Alexander Rauch: Schloß Herrenchiemsee. Symbolismus und Décadence bei König Ludwig II. In: Bruckmanns Pantheon. Internationale Zeitschrift für Kunst, Jahrgang LIII, Bruckmann Verlag, München 1995.
  • Alexander Rauch: König Ludwig II. – „Ein ewig Räthsel bleiben will Ich Mir…“. (Gebaute Geschichte, Band IV). München 1997.
  • Alexander Rauch: Linderhof. König Ludwig II. von Bayern und seine Schlösser. (Gebaute Geschichte, Band III). Edition Charivari, München 1997.
  • Klaus Reichold: König Ludwig II. von Bayern – zwischen Mythos und Wirklichkeit, Märchen und Alptraum. Stationen eines schlaflosen Lebens. Süddeutscher Verlag, München 1996.
  • Rudolf Reiser: König Ludwig II. – Mensch und Mythos zwischen Genialität und Götterdämmerung. MZ Buchverlag, Regensburg 2010, ISBN 978-3-934863-80-4.
  • Arndt Richter: Die Geisteskrankheit der bayerischen Könige Ludwig II. und Otto. Eine interdisziplinäre Studie mittels Genealogie, Genetik und Statistik. Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1997, ISBN 3-7686-5111-8.
  • Werner Richter: Ludwig II., König von Bayern. 14. Auflage. Stiebner Verlag, München 2001, ISBN 3-8307-1021-6.
  • Hermann Rumschöttel: Ludwig II. von Bayern. (= C.H. Beck Wissen; 2719). C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61216-9. (Rezension)
  • Anita Schäffler, Sandra Borkowsky, Erich Adami: König Ludwig II. von Bayern und seine Reisen in die Schweiz – 20. Oktober–2. November 1865, 22. Mai–24. Mai 1866, 27. Juni–14. Juli 1881. Eine Dokumentation. Füssen 2005.
  • Jean Louis Schlim: Ludwig II. – Traum und Technik. MünchenVerlag, München 2010, ISBN 978-3-937090-43-6.
  • Susanne Schurr: Ludwig II. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 329–332.
  • Marcus Spangenberg: Der Thronsaal von Schloss Neuschwanstein. Ludwig II. und sein Verständnis vom Gottesgnadentum. Schnell und Steiner Verlag, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-1225-0. (englische Ausgabe Ludwig II of Bavaria and his vision of Divine Right ISBN 3-7954-1233-1)
  • Marcus Spangenberg: Ludwig II. – Der andere König. Pustet, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7917-2308-2. (englische Ausgabe Ludwig II - A Different Kind of King ISBN 978-3-7917-2744-8)
  • Marcus Spangenberg/Bernhard Lübbers (Hrsg.): Traumschlösser? Die Bauten Ludwigs II. als Tourismus- und Werbeobjekte. Dr. Peter Morsbach, Regensburg 2015, ISBN 978-3-937527-83-3.
  • Christine Tauber: Ludwig II. Das phantastische Leben des Königs von Bayern. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65197-7.
  • Paul Wietzorek: König Ludwig II. von Bayern und seine Schlösser. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-683-1.

Belletristische Verarbeitungen

  • Anonymus [Karl May]: Der Weg zum Glück. Eine oberbayrische Geschichte aus dem Leben Ludwigs II. Münchmeyer, Niedersedlitz-Dresden o.J. (1903–1904)
  • Michael Georg Conrad: Majestät. Ein Königsroman. Otto Janke Verlag, Berlin o.J. (1902)
  • Philomene Hartl-Mitius: Jugenderinnerungen. In: Anny Wothe (Hrsg.): Selbsterlebtes. Aus den Werkstätten deutscher Poesie und Kunst. Verlag von L. v. Vangerow, Bremerhaven/ Leipzig 1904, S. 90–93.

Weblinks

  • König Ludwig II. und Schloss Neuschwanstein Informationsportal über Ludwig II. mit Beiträgen und Quellen zu Leben und Wirken, Politik, Richard Wagner, Entmündigung und Tod und interessanten Anekdoten
  • Bayerns König Ludwig II. war nicht geisteskrank, Ärzte Zeitung vom 28. Juni 2004
  • Literatur von und über Ludwig II. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Werke von und über Ludwig II. in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  • Ludwig2Bayern. Literatur- und Informations-Portal zum Thema, mit aktueller Presserecherche.
  • Bayerische Landesausstellung 2011 Götterdämmerung. König Ludwig II. und seine Zeit. (Neues Schloss Herrenchiemsee)
  • Ludwig II Musical viele Fotos werbefrei mit ausführlichen Bericht
  • Mythos Ludwig II. : Die ganze Welt sucht einen König. Ausführlicher Artikel in der FAZ über Ludwig II als zeitlosen Mythos
  • Schwerpunkt „König Ludwig II. von Bayern und seine Zeit“ der Bayerischen Landesbibliothek Online mit zahlreichen zeitgenössischen Quellen
  • Das Märchen vom König. Ludwig-II-Dossier auf BR.de
  • Berthold Seewald: Der Kini entlarvte den Putsch, bevor er starb. Zum letzten Brief von Ludwig II. In: Die Welt vom 26. August 2016.

Einzelnachweise

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