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Willy Stöwer (* 22. Mai 1864 in Wolgast; † 31. Mai 1931 in Berlin) war ein deutscher Marinemaler der Kaiserzeit.
Der Sohn eines Wolgaster Kapitäns, dessen Zeichentalent früh erkannt wurde, erlernte zunächst den Beruf eines Schlossers. Nach erster Tätigkeit unter anderem als Techniker in Konstruktionsbüros verschiedener deutscher Werften, erhielt Stöwer bald erste Aufträge als Maler, Zeichner und Illustrator. Seine Maltechnik hatte er sich als Autodidakt angeeignet. Seine Heirat 1892 mit Henriette Dettmann aus wohlhabendem Hause ermöglichte ihm, nur noch als freier Künstler zu arbeiten.
Stöwer war Vorstandsmitglied des Deutschen Flottenvereins. Er entwarf 1900 für den Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Stollwerck-Sammelbilder, u.a. die Sammelbildserie 132 Die neuen deutschen Kriegsschiffe für das Stollwerck-Sammelalbum Nr. 3. Kaiser Wilhelm II. war ein begeisterter Anhänger und Förderer des Künstlers und besaß mehrere seiner Werke. Willy Stöwer begleitete den Monarchen zwischen 1905 und 1912 auf mehreren seiner Schiffsreisen. 1907 wurde ihm der Professoren-Titel verliehen.
Besondere Bekanntheit erlangte Stöwers Darstellung des Untergangs der Titanic in der Zeitschrift Die Gartenlaube. Der Illustrationsauftrag, den er ohne wirkliche Informationen im Detail kurze Zeit nach der Katastrophe 1912 anfertigte, weist vor allem die folgenden zwei Fehler auf: Während des Untergangs waren keinerlei Eisberge in der Nähe und der vierte Schornstein konnte keinen schwarzen Rauch ausstoßen, da er nur zur Entlüftung diente. Das Bild mit weiteren Detailfehlern wurde bis in unsere heutige Zeit vielfach im europäischen Raum zitiert und unzählige Male abgedruckt. Als Illustrator lieferte Stöwer in den Jahren 1892 bis 1929 rund 900 schwarzweiße und 335 farbige Abbildungen für insgesamt 57 Bücher. Weitere Aufträge betrafen unter anderem Plakate, Postkarten, Etiketten und Werbeprospekte.
Wie bei anderen Marinemalern der Kaiserzeit, zum Beispiel Hans Bohrdt, war mit der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und dem Niedergang der deutschen Seemacht und Handelsflotte seine große Schaffensperiode vorbei. Er erhielt nur noch wenige Illustrationsaufträge von deutschen Reedereien und hatte bis zu seinem Tod große Probleme, ohne die kaiserliche Gunst seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Wenig beachtet, starb Willy Stöwer 1931 in seiner, durch den Architekten Paul Poser (1876–1940) geplanten und 1913 errichteten Villa Gabrielenstraße 68 in Berlin-Tegel. Er wurde auf dem Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirche in Berlin-Kreuzberg beigesetzt. Das Grab ist erhalten geblieben.