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Das Herz vol Liebe und die Hand voll Rosen,
So tritt die Kaiserin ins Lazarett.
Da liegen sie, fernab von Kampf und Tosen,
Die wunden Krieger still im weißen Bett.
Mit wehem Lächeln geht sie durch die Reihen,
Und wo sie kommt, da ziehn die Schmerzen fort,
Und wo sie weilt, um linden Trost zu weihen,
Schenkt eine Rose sie mit gutem Wort. -
„Ach Mutter! Mutter! ...“ In dem stillen Raume
Trifft eine Stimme sehnsuchtsvoll ihr Ohr.
Sie wendet sich ... Da hebt im Fiebertraume
Ein Krieger klagend seine Hand empor.
Sie tritt hinzu ... Mit jähem Griff umschlungen
Hält er die Finger, die er suchend fand:
„Ach Mutter! ...“ Und es ist dem armen Jungen
Als hielt er froh der Mutter treue Hand.
Sie läßt sich leis' an seinem Bette nieder
Und schaut ihm unverwandt ins Angesicht.
Ihm wird so wohl ... er schließt die Augenlider
Und drückt die Hand - wie lange, weiß sie nicht ...
Bis ihm die fieberfreien Finger gleiten
Aufs Kissen. Und sie streicht ihm Stirn und Haar,
So voll des Glücks, und fühlt im Weiterschreiben
Sich selig, daß sie seine Mutter war. -
„Nicht dorthin, Majestät!“ - Sie wehrt den Bitten
Und geht hinein auch, wo die Ärmsten sind,
Das Herz voll Weh ... und in der Ärmsten Mitten
Liegt einer, der verstümmelt ist und blind.
Und da sie keine seiner Hände findet,
Beugt sie sich liebend über sein Gesicht
Und küßt die armen Augen, die erblindet,
Und weint und weint, und wehrt den Tränen nicht.
Und wie sie heiß auf seiner Stirne brennen,
Da kommt es über ihn wie Sonnenlicht;
Er hört bewegt den hohen Namen nennen,
Und überglücklich leuchtet sein Gesicht:
„Nun weiß ich nichts von Wünschen mehr und Bangen,
Und wenn mein Leid ich ewig tragen müßt' -
Mir ist ein Licht im Herzen aufgegangen:
Mich Ärmsten hat die Kaiserin geküßt!“
urn:nbn:de:gbv:700-2-0019683-9
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:700-2-0019683-9
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