Beschreibung
Wenige Jahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges präsentiert sich die Monarchie in Deutschland stark und traditionsbewußt (
12.1). Deutschlands Schirm und Schutz unter dieser Parole zeigt sich
Wilhelm II. 1913 anläßlich seines 25jährigen Thronjubiläums. Im Hintergrund sind Truppenbewegungen und Schlachtschiffe zu sehen, die dem Betrachter die militärische Stärke des Reiches vor Augen führen. Repräsentative Darstellungen der Kaiserin Auguste Victoria und anderer Mitglieder des Hauses Hohenzollern werden der Öffentlichkeit möglichst oft und in verschiedenen Posen angeboten. Die Familie zeigt sich gern bei anstehenden Festlichkeiten, wie z. B. 1906, bei der Silberhochzeit des Monarchen, wo speziell geprägte Karten mit dem Silberpaar oder Arrangements mit der gesamten Familie kursieren.
Unter den deutschen Farben sammelt sich Germanias Stamm, mahnt zur Wachsamkeit und läßt die Erinnerung an die Helden in Bildern aufleben (
12.2). Friedrich der Große grüßt aus Potsdam, die Nation betrauert den früh verstorbenen Friedrich III., den großen Dulder, feiert den hundertjährigen Geburtstag Wilhelms I., gedenkt der deutschen Siege und läßt einflußreiche Persönlichkeiten der Zeit hochleben.
Am intensivsten wird der Schmied des deutschen Reiches, Otto von Bismarck (
12.2.1) bedacht, an den nicht nur Denkmäler, sondern auch Gruß- und Portraitkarten bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges hinein erinnern.
Eine eigene Kategorie bilden Erinnerungskarten an Helden der Befreiungskriege (
12.2.2). Vor allem im Jahr 1913 boomt anläßlich der hundertjährigen Wiederkehr der Schlacht bei Leipzig die Produktion.
Schiller und anderer Nationaldichter wie
Ernst Moritz Arndt,
Theodor Körner oder Max von Schenkendorff sind mit einzelnen Werken vertreten. Auch Ereignisse, wie die Erschießung der Schillschen Offiziere, die Taten der Lützower oder das Wirken des Lieblings der Nation, Königin Luise, sind eindrucksvolle Bildvorlagen. Relativ viele Karten werden von den bereits unter
2.1.2.1 genannten nationalen Vereinen herausgegeben.
Die Nationaldenkmäler (
12.3) stammen zu einem großen Teil aus der Kaiserzeit; sie führen der Nation ihre Helden unübersehbar vor Augen und sind zugleich touristische Attraktionen. Bei der hier vorliegenden Auswahl liegt der Schwerpunkt auf dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica sowie dem Kyffhäuser- und Herrmanns-Denkmal (vgl. auch
2.2.2.4, Niederwald).
Die Verteidigung der Nation liegt in den Händen des Militärs. Für tauglich befunden zu werden, die Uniform tragen zu dürfen, ist daher ehrenvoll und eine Auszeichnung (
12.4), die durch eigens dafür hergestellte Grußkarten angezeigt worden ist. Originelle, nicht ohne Witz gestaltete Bilder zeigen unter anderem Details des Musterungsprozesses und die Freude junger Männer, den Anforderungen der Kavallerie, Infanterie oder Artillerie gewachsen zu sein. Wenn sie sich dann nach hartem Drill, organisiert in der Kolonne, im Paradeschritt und mit geschultertem Gewehr auf der Kaiserparade, und später im Ersten Weltkrieg, zeigen durften, so konnten sie stolz sein.
Der Soldate, der Soldate ist der schönste Mann im Staate (
12.5) so lautet der Titel eines Couplets von
Walter Kollo aus seiner Revue von 1914: Immer feste druff. Die Übernahme als Postkartenmotiv setzt eine lange vor Kriegsbeginn übliche Tradition fort, welche den Stolz einer Familie auf jene Mitglieder ausdrückt, die es zu Trägern einer Uniform gebracht haben. Für diese Art der gesellschaftlichen Auszeichnung scheinen Frauen besonders empfänglich gewesen zu sein, wie die Bilder zeigen.
(Sabine Giesbrecht)