Emanuel Geibel


1815 – 1884

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Verknüpfte Normincipits


Der Mai ist gekommen (textete)
Wer recht in Freuden wandern will (textete)
Herbstlich sonnige Tage mir beschieden zur Lust (textete)
Und dräut der Winter noch so sehr (textete)
Nun strömet klar von oben (textete)
Ein lustger Musikante marschierte am Nil (textete)
Es gibt wohl Manches, was entzückt (textete)
Wie flüchtig rinnt die Stunde (textete)
Wenn die Sonne hoch und heiter (textete)
Es stand ein Veilchenstrauß an meinem Bette (textete)
Durch tiefe Nacht ein Brausen zieht (textete)
Wo still ein Herz voll Liebe (textete)

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Franz Emanuel August Geibel (* 17. Oktober 1815 in Lübeck; † 6. April 1884 ebenda) war ein deutscher Lyriker. Er war ein literarisch hoch geschätzter und außergewöhnlich populärer Autor, dessen kunstvolles Liederwerk Komponisten wie Robert Schumann, Hugo Wolf, Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms inspirierte. Seine Wertschätzung ließ im 20. Jahrhundert (ab etwa 1915) stark nach. Weithin bekannt geblieben sind sein Wanderlied Der Mai ist gekommen und die Schlussverse des Gedichts Deutschlands Beruf. 1861, Und es mag am deutschen Wesen / einmal noch die Welt genesen, die u. a. Kaiser Wilhelm II. zum politischen Schlagwort umformte (Am deutschen Wesen mag die Welt genesen).

Leben

Franz Emanuel Geibel wurde als siebtes von acht Kindern in der Fischstraße 25 in Lübeck geboren. Der Sohn des Erweckungspredigers der reformierten Gemeinde Johannes Geibel und der Kaufmannstochter Elisabeth Louise Ganslandt (1778–1841) besuchte das Katharineum zu Lübeck, das er als Klassenbester verließ. Noch als Schüler veröffentlichte er unter dem Pseudonym „L. Horst“ sein erstes Gedicht in dem von Adelbert von Chamisso und Gustav Schwab herausgegebenen Deutschen Musenalmanach für das Jahr 1834. Ab April 1835 studierte Geibel in Bonn auf Wunsch des Vaters Theologie bei Friedrich Bleek, Philosophie bei Christian August Brandis und Klassische Philologie bei Rudolf Heinrich Klausen und Friedrich Gottlieb Welcker. Hier schloss er sich der Burschenschaft Ruländer Bonn an. Ohne Einfluss blieb die Begegnung in Bonn mit Karl Marx und Karl Grün. Mit Moriz Carrière u. a. bildeten sie ein ‚Dichterkränzchen‘.

Im Frühjahr 1836 wechselte er nach Berlin, wo er gleich anfangs mit Adelbert von Chamisso, Bettina von Arnim und Franz Kugler in freundschaftliche Verbindung kam und von Julius Eduard Hitzig in die Literarische Gesellschaft eingeführt wurde. Geibels Hochschullehrer waren u. a. August Boeckh, Johann Gustav Droysen, Karl Lachmann, Franz Kugler und Henrik Steffens. Bevor er im April 1838 nach Griechenland abreiste, stellte Geibel in einem lateinisch abgefassten Brief den Antrag, an der Universität Jena zu promovieren. Er wurde dabei von Georg Friedrich Heinrich Rheinwald unterstützt. Geibel bekam den Doktortitel in absentia, ohne eine Dissertation eingereicht zu haben, die er nachzuliefern versprach. In Griechenland erhielt er eine auf drei Jahre befristete Anstellung als Hauslehrer beim russischen Gesandten in Athen, Gawriil Antonowitsch Katakasi; sein Jugendfreund Ernst Curtius war bereits seit 1837 in Athen bei Christian August Brandis als Hauslehrer tätig. Geibel blieb zwei Jahre in Griechenland. In dieser Zeit reifte sein Entschluss, weder als Gelehrter noch als Journalist, sondern ausschließlich als Dichter seinen Lebensunterhalt bestreiten zu wollen.

Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er 1840 einen Band mit dem schlichten Titel „Gedichte“. Nach schleppendem Beginn wurde es sein großes Erfolgsbuch. Es erreichte, von der zweiten bis zur 5. Auflage überarbeitet und ergänzt, bis 1915 132 Auflagen und trug ihm die lebenslange Freundschaft mit dem germanistischen Grundlagenforscher Karl Goedeke ein. 1841 und 1842 ordnete Geibel auf Schloss Escheberg bei Zierenberg die Bibliothek spanischer Literatur des Künstlermäzens Karl-Otto von der Malsburg; am 24. Dezember 1842 erhielt er durch die Vermittlung des in Lübeck lebenden Kunsthistorikers Carl Friedrich von Rumohr vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV., wie vor ihm schon der Dichter Ferdinand Freiligrath, eine lebenslange Pension. Es folgte ein Jahrzehnt des Reisens. Lübeck blieb sein Rückzugsort. Im Forsthaus Waldhusen im Stadtteil Kücknitz verbrachte Geibel mehrmals seine Sommerfrische und schuf dort 1847 das Gedicht Aus dem Walde. Er war auch aktives Mitglied der politischen Erneuerungsbewegung Jung-Lübeck, die im März 1848 eine Verfassungsreform durchsetzte. Zwischen 1848 und 1849 unterrichtete Geibel am Katharineum anstelle seines väterlichen Freundes Ernst Deecke, der für Lübeck an der Nationalversammlung in Frankfurt teilnahm. 1849 begann die lebenslange enge Verbindung Geibels mit der schlesischen Adelsfamilie Carolath-Beuthen. 1851 verlobte Geibel sich mit der erst 17 Jahre alten Amanda („Ada“) Trummer (* 15. August 1834 in Lübeck), Tochter eines Rechtsanwaltes und einer Schauspielerin. Das Paar heiratete 1852. Die Hochzeit wurde im Lübecker Gartenrestaurant Lachswehr gefeiert, dessen „stillen Garten mit dem schattigen Ulmengang“ Geibel Jahre zuvor in einem Gedicht besungen hatte.

Im Dezember 1851 erhielt Geibel von König Maximilian II. von Bayern eine Einladung zur Übersiedelung nach München bei guter Dotierung ohne Verpflichtungen. Seine Bitte, eine Ehrenprofessur für deutsche Literatur und Poetik an der Universität zu bekommen, wurde großzügig gewährt. Zwischen dem Bürgerkönig und dem Dichter entstand eine starke persönliche Bindung. Geibel saß bei den seit 1854 regelmäßig im Winter in der „Grünen Galerie“ abgehaltenen ‚Abendunterhaltungen‘, ab 1856 Symposien genannt, stets neben dem König. Der Lyriker zog mit seiner Frau nach München und lebte dort bis 1868 in den Wintermonaten. 1853 wurde die Tochter Ada Marie Caroline (1853–1906) geboren, die spätere erste Frau des Lübecker Bürgermeisters Emil Ferdinand Fehling. Zwei Jahre später starb seine Frau Amanda am 21. November 1855 und wurde auf dem Alten Südfriedhof beigesetzt. Nach dem plötzlichen Tode Maximilians II. 1864 wurde Geibel in München zunehmend wegen seiner preußenfreundlichen Gesinnung angefeindet. Als der preußische König Wilhelm I. am 12. September 1868 Lübeck besuchte, begrüßte Geibel den Gast mit einem Gedicht, durch das er bei König Ludwig II. in Ungnade fiel. Geibel verlor seine vom bayerischen Königshaus zugesicherte lebenslange Pension, verließ den von Paul Heyse 1856 ins Leben gerufenen und von ihm selbst stark geprägten Münchner Dichterkreis Die Krokodile und kehrte in seine Geburtsstadt zurück. Paul Heyse verzichtete aus Solidarität ebenfalls auf seinen Ehrensold. Lübeck ernannte Geibel 1869 zum Ehrenbürger und der preußische König Wilhelm ersetzte die bayerische Pension durch einen Ehrensold auf Lebenszeit.

In den Jahren 1873 bis 1875 verbrachte Geibel die Sommer in Schwartau, wo er in der näheren Umgebung wanderte. Er starb nach langer, schwerer Krankheit am 6. April 1884 in Lübeck. Dort hatte er zusammen mit seinem Freund Heinrich Schunck einen „belletristischen Lesezirkel“ geleitet. Trauerfeier und Trauerzug erreichten in der Hansestadt weder vorher noch nachher je wieder vergleichbare Dimensionen. Die Gedächtnisrede hielt sein Schwager Ludwig Trummer, Hauptpastor an St. Petri, am Sarge in St. Marien. Geibels Grabstelle befindet sich auf dem Burgtorfriedhof; die Beisetzung dort leitete sein Neffe, Pastor Heinrich Lindenberg.

Am 18. Oktober 1889 wurde der heutige Koberg, damals Kaufberg, im Stadtzentrum umbenannt in Geibelplatz und darauf ein Denkmal eingeweiht. Knapp die Hälfte der Kosten von ca. 50.000 Reichsmark kamen durch Spenden aus dem gesamten deutschen Sprachraum zusammen: Der Kaiser, Herzöge, Adelige, Bildungsbürger in hohen Funktionen sowie zahlreiche Denkmalkomitees (z. B. in Hamburg, Frankfurt, Zürich, Stuttgart) stifteten stattliche Einzelbeiträge. Den meisten heutigen Lübeckern ist Geibel durch sein scherzhaftes Schülergedicht Zu Lübeck auf der Brücken bekannt. Darin geht es um die Statue des Gottes Merkur auf der Lübecker Puppenbrücke und ihr unbedecktes Hinterteil.

Künstlerisches Schaffen

Geibel war ein hochbegabtes Ausnahmetalent, das von seinen Eltern und Lehrern (Friedrich Jacob und Johannes Classen) nach Kräften gefördert wurde, vor allem im Umgang mit griechischer und römischer sowie klassizistischer und romantischer Poesie. Der Begriff Eklektizist war für Geibel eine Ehrenbezeichnung; er sah sich nicht als Erneuerer, sondern als Bewahrer der lyrischen Formensprache von der Antike bis zur Romantik. Aus der Fülle seiner Schülergedichte (unter anderen „König Dichter“) publizierte Adelbert von Chamisso 1833 das Gedicht „Vergessen“ des 18-Jährigen.

Geibels frühe Vorbilder waren Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine (Buch der Lieder), Lord Byron und Franz Kuglers „Skizzenbuch“ (1830). Einfachheit der Wortwahl, Idealität des Gehaltes und hohe Musikalität führten dazu, dass er mit etwa 3.600 Kompositionen auf knapp 300 seiner Texte zu den am meisten vertonten deutschen Lyrikern überhaupt zählt. Robert Schumann, Hugo Wolf, Johannes Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy und Karl Grammann schätzten seine Gedichte. Erste Texte und Kompositionen zu frühen Gedichten erschienen ab 1833/34 in Almanachen. 1840 publizierten Geibel und Ernst Curtius Übersetzungen antiker griechischer Autoren („Klassische Studien“). Seit dem Griechenlandaufenthalt von 1838 bis 1840 gewannen antike Autoren sowie klassizistisch orientierte Dichter, insbesondere Graf August von Platen sowie zeitgenössische französische Lyriker wie etwa Sainte Beuve, Alfred de Vigny, Èmile Deschamps und Alfred de Musset vorbildhafte Bedeutung. Die erste eigenständige Publikation Geibels, „Gedichte“ (1840), in den ersten fünf Auflagen von ihm selbst überarbeitet und erweitert, wurde zum lyrischen Erfolgsbuch des 19. Jahrhunderts. Geibel verarbeitet darin seine Liebesbeziehung zu Cäcilie Wattenbach und seinen Aufenthalt in Griechenland. Mit dem schmalen Heft „Zeitstimmen“ (1841, Zwölf Gedichte) erreichte er hohe politische Aufmerksamkeit.

Er unterstützte die deutschen Einheitsbestrebungen unter preußischer monarchistischer Führung, die kleindeutsche Lösung, und agierte gegen revolutionäre Tendenzen in den Werken der Jungdeutschen. Die Gedichte „An Georg Herwegh“ und „An den König von Preußen“ wurden zu starken und stark umstrittenen Zeitstimmen. Geibels zweites großes Gedichtbuch „Juniuslieder“ (1848) erzielte zu Lebzeiten ebenfalls mehr als 50 Auflagen. Es galt als sein lyrisches Hauptwerk. Nach dem Einsetzen einer chronischen Krankheit und dem frühen Tod seiner erst 21-jährigen Ehefrau 1855 ließ seine Schaffenskraft allmählich nach. Immerhin erschienen noch seine politischen Heroldsrufe, die naturreligiösen Spätherbstblätter und das dramatisierte Sprichwort Echtes Gold wird klar im Feuer.

Geibel arbeitete auch als Dramatiker. 1844 publizierte er die Tragödie König Roderich. Teil eines unvollendeten Projekts mit Felix Mendelssohn Bartholdy ist das Opernlibretto Loreley (1847). 1857 vollendete er das Drama Brunhilde. Für sein Antikendrama Sophonisbe erhielt er 1869 den Schillerpreis. Im Dezember 1869 brachte der Intendant des Königlichen Schauspielhauses in Berlin, von Hülsen, das Stück auf die Bühne und erzielte ein stark widersprüchliches Echo. Die Inszenierung im Stuttgarter Hoftheater im Dezember 1882 mit Eleonore Wahlmann-Willführ wurde zu einem großen Erfolg. Geibel war lebenslang mit Erfolg als Übersetzer französischer, spanischer, (alt-)griechischer und lateinischer Lyrik tätig. 1843 erschienen zum ersten Mal Übersetzungen von Volksliedern und Romanzen der Spanier und Portugiesen, 1852 eine zweite Serie gemeinsam mit Paul Heyse, 1860 eine dritte gemeinsam mit Adolf Friedrich von Schack. Bedeutung für sein literaturkritisches Wirken im Münchner Dichterkreis der „Krokodile“ hatten seine Übersetzungen zeitgenössischer klassizistischer französischer Lyrik, die er 1862 gemeinsam mit Heinrich Leuthold veröffentlichte. Wichtig für seine sprachhandwerkliche Entwicklung waren Übersetzungsversuche aus dem Englischen. Von erheblicher literaturdidaktischer aber auch programmatischer Bedeutung war das von Geibel 1862 herausgegebene „Münchner Dichterbuch“. Die zeitgenössische literarische Kritik hob den Fortschritt in den Bereichen Klarheit des Gehaltes und Reinheit der Form gegenüber älteren bayerischen Anthologien der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hervor. Geibels Gedichtfolge „Erinnerungen aus Griechenland“ in diesem Gedichtbuch erregte die Bewunderung Jacob Burckhardts.

Rezeption

Von den frühesten Veröffentlichungen an zog Geibel starken Zuspruch und harsche Kritik auf sich. Während der Deutsche Musenalmanach ein Gedicht des 17-jährigen Literaturtalentes abdruckte und Karl Mosche eine Serie von Gedichten schon 1836 während der Studienzeit Geibels vertonte, polemisierte der Literaturkritiker Karl Gutzkow 1837 bereits gegen das Schülergedicht „König Dichter“, als handele es sich um den Text eines Etablierten. Theodor Fontane prägte den Ausdruck „Geibelei“, worunter er klangschöne, aber formal stereotype Lyrik verstand, die sich mit beliebigen Inhalten füllen ließ. Theodor Storm beklagte sich noch anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Husum darüber, dass sein Werk zeit seines Lebens hinter das von Geibel zurückgestellt worden sei. Wilhelm Buschs Bildergeschichte Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter gilt als spöttischer Kommentar zu Emanuel Geibel und den Kreisen, in denen er sich bewegte.

Schon zu seinen Lebzeiten wurden Spott und Kritik in Verbindung gebracht mit dem Neid auf den Erfolg des Lyrikers. Zu beachten ist auch die hohe Wertschätzung, die Geibel bei Autoritäten der deutschen Literaturwissenschaft zwischen 1860 und 1918 fand. Zu nennen sind dabei Würdigungen u. a. von Karl Goedeke (1844, 1869), Wilhelm Scherer (1884) und Wolfgang Stammler (1918). Stammlers kritische und erläuternde Ausgabe der Werke Geibels von 1915/18 dokumentiert den hohen Stand der Geibelforschung bis 1914. Nach dem Ersten Weltkrieg ebbte die Popularität ab. Zum 100. Geburtstag am 17./18. Oktober 1915 ließ der Lübecker Senat ein Bändchen politischer Lyrik in hoher Auflage drucken. Die Hefte wurden Frontsoldaten zur „geistig-moralischen Stärkung“ anempfohlen. Die Instrumentalisierung von zeitgebundenen Gedichten, die zur Beförderung und Feier der deutschen Einheitsbestrebungen zwischen 1850 und 1871 verfasst waren, und nun zur Beglaubigung eines deutschen Angriffskrieges mit dem Ziel, eine Weltherrschaft zu errichten, umfunktioniert wurden, fiel auf den Autor zurück und beschädigte sein Ansehen nachhaltig. Die französische Kriegspropaganda druckte Flugblätter mit Zeichnungen deutscher Soldaten, die Gasmasken tragen und setzte dazu als Spruchband „Am deutschen Wesen soll dereinst die Welt genesen“. Während Geibels Gedichte in Schulbüchern bis in die Zeit um 1960 noch umfangreich vertreten waren, schlief die Erwähnung zwischen 1960 und 1980 praktisch ein. In der literaturgeschichtlichen Fachwelt wurde Geibel nach 1945 zunehmend kritisch beurteilt. Die Kritik richtete sich gegen seine politischen und ästhetischen Positionierungen sowie gegen einen angeblichen Mangel an Originalität. Seit 1980/90 finden Gedichte in Anthologien wieder Aufnahme und das wissenschaftliche Interesse intensiviert sich.

1929 kaufte der Lübecker Staat den umfangreichen Nachlass Geibels an, dessen literaturgeschichtlich bedeutenden Sammlungsteile, wie die Notizbücher, die Tagebücher (1850–1883), ungedruckte Manuskripte und mehr als 10.000 Briefe an ihn, aus der Lübecker Stadtbibliothek 1942 ausgelagert wurden und heute in russischen Archiven verwahrt werden. Die 2018 erschienene Monografie von Christian Volkmann, Emanuel Geibels Aufstieg zum literarischen Repräsentanten seiner Zeit, reflektiert die Geibelforschung nach 1945, insbesondere auch die erneute intensive Zuwendung zu den Texten, zur Asthetik und zu den politischen Positionen Geibels seit etwa 1980.

Es wurde behauptet, Emanuel Geibel habe als Vorbild für die Gestalt des Dichters Jean Jacques Hoffstede in dem Roman Buddenbrooks von Thomas Mann gedient. Dafür gibt es aber offenbar keine Indizien im Romantext. Thomas’ Bruder Heinrich Mann verewigte Emanuel Geibel in dem Roman Eugénie oder Die Bürgerzeit (1928) in der spöttisch-liebevoll gezeichneten Figur des Dichters Prof. von Heines.

Vertonungen

Geibel ist nach Heinrich Heine derjenige deutschsprachige Dichter, dessen Gedichte am häufigsten in Musik gesetzt worden sind. Nach einer 1919 veröffentlichten Studie von Wilhelm Stahl gab es zu diesem Zeitpunkt 3679 Vertonungen von 288 Gedichten Geibels. Geibel selbst erwähnte 1874 30 Kompositionen zu Der Mai ist gekommen und 40 zu Fern im Süd das schöne Spanien. Im Bereich Kunstlied blieben Vertonungen Geibelscher Gedichte ungebrochen hochgeschätzt.

Ehrungen

  • Verleihung des Maximiliansorden 1853
  • Medaille für Kunst und Wissenschaft (Mecklenburg-Schwerin) in Gold 1867
  • Ehrenbürger der Stadt Lübeck (9. Dezember 1868)
  • Verleihung des Schillerpreises 1869
  • Ehrenmitglied der Lübecker Schillerstiftung 1869
  • Denkmal von Hermann Volz auf dem Geibelplatz (Lübeck) (18. Oktober 1889)
  • Die 1920 gegründete Dritte Mädchenschule Lübecks wurde 1934 in Emanuel-Geibel-Mittelschule umbenannt; seit 1960 heißt sie Emanuel-Geibel-Realschule.
  • Geibelgasse in Rudolfsheim-Fünfhaus (1894)
  • Geibelallee und Geibelplatz in Schreventeich (1900)
  • Emanuel-Geibel-Straßen oder Geibelstraßen gibt es u. a. in Findorff (Bremen), Berlin, Bremerhaven, Büdelsdorf, Chemnitz, Dinslaken, Diedelsheim, Duisburg, Erfurt, Flensburg, Hamburg, Hannover, Kassel, Köln-Lindenthal, Leipzig, München, Neumünster, Norderstedt, Reutlingen, Speyer, Frankfurt-Ostend, Wiesbaden, Bad Schwartau, Hamm und Zürich.

Werke

Werkausgaben (Auswahl)

  • Emanuel Geibels gesammelte Werke. In acht Bänden. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart 1883
    • Digitalisat Band 1 und 2
    • Digitalisat Band 3 und 4
    • Digitalisat Band 7 und 8
  • Wolfgang Stammler (Hrsg.): Geibel Werke. Kritisch durchgesehene und erläuterte Ausgabe. 3 Bde. Bibliographisches Institut, Leipzig o. J. (1918) (Meyers Klassiker Ausgaben). Mit umfassender Bibliographie und ausführlicher Zitierung aus zeitgenössischen Kritiken.
  • R. Schacht (Hrsg.): Emanuel Geibels Werke. Vier Teile in einem Bande. Hesse & Becker, Leipzig 1915 (Deutsche Klassiker-Bibliothek)
  • Friedrich Düsel (Hrsg.): Geibel Werke. Auswahl in zwei Teilen. Deutsches Verlagshaus Bong & Co, Berlin Leipzig Wien Stuttgart o. J.

Gedichte

  • Gedichte. Alexander Dunker, Berlin 1840 Digitalisat 13. Aufl. 1848 (100. Aufl., J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart 1884)
  • Zeitstimmen. Gedichte. Friedr. Asschenfeldt, Lübeck 1841 Digitalisat 3. neu verm. Aufl. 1846
  • Ein Ruf von der Trave. Gedicht. Friedr. Asschenfeldt, Lübeck 1845 Digitalisat
  • Zwölf Sonette für Schleswig-Holstein. Asschenfeldt, Lübeck 1846
  • Juniuslieder. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848 Digitalisat der Erstausgabe (26. Aufl. 1884) Digitalisat 7. verm. Aufl. 1858
  • Neue Gedichte. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1856 Digitalisat der Erstausgabe (19. Aufl. 1884) Digitalisat 5. Aufl. 1858
  • Die Loreley. C. Rumpler, Hannover 1861 Digitalisat (2. Aufl. 1861)
  • Gedichte und Gedenkblätter. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1868 (7. Aufl. 1878) Digitalisat 4. Auflage
  • Die Goldgräber, 1870
  • Heroldsrufe. Aeltere und neuere Zeitgedichte. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1871 Digitalisat der Erstausgabe (4. Aufl. 1872)
  • Spätherbstblätter. Neueste Gedichte. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1877 Digitalisat der Erstausgabe (5. Aufl. 1884)
  • Gedichte von Emanuel Geibel. Aus dem Nachlass. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1896, 286 Seiten

Erzählungen

  • Demant und Rose, Fliegende Blätter, Band 1, Heft 19, Braun und Schneider, München. 1845. Transkription

Dramen und Lustspiele

  • König Roderich. Eine Tragödie in fünf Aufzügen. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844 Digitalisat
  • König Sigurds Brautfahrt. Eine nordische Sage. Wilhelm Besser, Berlin 1846 Digitalisat (4. Aufl. Krabbe, Stuttgart 1877)
  • Meister Andrea. Lustspiel in zwei Aufzügen. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1855 Digitalisat
  • Brunhild, Eine Tragödie. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Augsburg 1857 Digitalisat der Erstausgabe (4. Aufl. 1884)
  • Sophonisbe. Tragödie in fünf Aufzügen. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1856 (19. Aufl. 1884) Digitalisat 2. Aufl. 1870
  • Echtes Gold wird klar im Feuer. Ein Sprichwort. A. Hildebrand’s Verlag, Schwerin 1882 Digitalisat 3. Aufl. 1882

Übersetzungen und Herausgaben

  • Emanuel Geibel, Ernst Curtius: Klassische Studien. Uebersetzungen aus griechischen Dichtern. Erstes Heft. Eduard Weber, Bonn 1840 Digitalisat
  • Volkslieder und Romanzen der Spanier im Versmasse des Originals verdeutscht. Alexander Duncker, Berlin 1843 Digitalisat
  • Emanuel Geibel, Paul Heyse: Spanisches Liederbuch. Wilhelm Hertz 1852 Digitalisat (2. Auf. 1852)
  • Hrsg.: Gedichte von Hermann Lingg. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1854
  • Emanuel Geibel, Adolf Friedrich von Schack: Romanzero der Spanier und Portugiesen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart 1860 Digitalisat
  • Hrsg.: Ein Münchner Dichterbuch. A. Kröner, Stuttgart 1862 Digitalisat
  • Classisches Liederbuch. Griechen und Römer in deutscher Nachbildung. 2. Aufl. Wilhelm Hertz, Berlin 1876 Digitalisat
  • Emanuel Geibel, Heinrich Leuthold: Fünf Bücher französischer Lyrik vom Zeitalter der Revolution bis auf unsere Tage, in Uebersetzungen. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1862 Digitalisat

Briefe

  • Albert Duncker: Emanuel Geibel's Briefe an Karl Freiherr von der Malsburg und die Mitglieder seiner Familie. Paetel, Berlin 1885
  • E. F. Fehling: Emanuel Geibels Jugendbriefe. Bonn – Berlin – Griechenland. Karl Curtius, Berlin 1909 Digitalisat
  • Emanuel Geibel über seine Juniuslieder. Unveröffentlichte Briefe aus dem Cotta’schen Archiv. In: Der Greif. Cotta’sche Monatsschrift. 1. Jahrgang, Heft 7, 1915.
  • Erich Petzet (Hrsg.): Der Briefwechsel von Emanuel Geibel und Paul Heyse. J. F. Lehmanns Verlag, München 1922 Digitalisat
  • Gustav Struck (Hrsg.): Briefwechsel Emanuel Geibel und Karl Goedecke. Stadtbibliothek Lübeck, Lübeck 1939 (Veröffentlichungen der Bibliotheken der Hansestadt Lübeck, Neue Reihe Bd. I)
  • Wilhelm Schoof: Aus Geibels Briefwechsel mit Freiligrath, Begegnung mit Mörike. Aus unveröffentlichten Briefen. Lübeck 1956
  • Heinrich Schneider: Die freundschaftliche Begegnung Heinrich Leutholds und Emanuel Geibels im Münchener Dichterkreis. Ein literaturgeschichtlicher und psychologischer Bericht mit bisher ungedruckten Briefen und Dokumenten. Lübeck: Schmidt-Römhild 1961. (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Lübeck; Neue Reihe; 4) Digitalisat
  • Hans Reiss, Herbert Wegener (Hrsg.): Emanuel Geibel. Briefe an Henriette Nölting 1838–1855. Max Schmidt-Römhild, Lübeck 1963 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Lübeck. Neue Reihe Band 6)
  • Rainer Hillenbrand: Franz Kuglers Briefe an Emanuel Geibel. Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 2001 ISBN 3-631-37553-0
  • Rainer Hillenbrand: Heyseana aus Heidelberg und Nürnberg. Sieben Briefe von Paul Heyse sowie je einer von Geibel und Lenbach an Heyse. In: Roland Berbig (Hrsg.): Paul Heyse: ein Schriftsteller zwischen Deutschland und Italien. Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 2001, S. 255–265

Literatur

19. Jahrhundert

  • Karl Goedeke: Emanuel Geibel. Erster Theil. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1869 Digitalisat
  • Karl Goedeke: Emanuel Geibel, in Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift. Hrsg. Paul Lindau. 1. Band, 1877, S. 392–417
  • Carl L. Leimbach: Emanuel Geibel. Des Dichters Leben, Werke und Bedeutung für das deutsche Volk. E. Stoeckicht, Goslar 1877 (2. sehr verm. Aufl. von Max Trippenbach. Zwißler, Wolfenbüttel 1915)
  • Wilhelm Scherer: Emanuel Geibel. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1884 Digitalisat
  • Heinrich Löbner: Emanuel Geibel. Eine litterarische Studie. P. Lunitz Verlagsbuchhandlung, Brandenburg an der Havel 1884 Digitalisat
  • Wilhelm Deeke: Aus meinen Erinnerungen an Emanuel Geibel. Hermann Böhlau, Weimar 1885 Digitalisat
  • Stephan Waetzholdt: Emanuel Geibel. Otto Meißner, Hamburg 1885 Digitalisat
  • Arno Holz: Emanuel Geibel. Ein Gedenkbuch. Oscar Parrisius, Berlin 1884 Digitalisat
  • Karl Theodor Gaedertz: Emanuel Geibel-Denkwürdigkeiten. Wilhelm Friedrich Nachf., Berlin 1885 Digitalisat
  • Carl Conrad Theodor Litzmann: Emanuel Geibel. Aus Erinnerungen, Briefen und Tagebüchern. Wilhelm Hertz, Berlin 1887 Digitalisat
  • Karl Theodor Gaedertz: Emanuel Geibel. Sänger der Liebe, Herold des Reiches. Ein deutsches Dichterleben. Georg Wigand, Leipzig 1897 Digitalisat

20. Jahrhundert

  • Marcellin D. Pradels: Emanuel Geibel und die französische Lyrik. Hermann Schöningh, Münster i. Westf. 1909 Digitalisat
  • Johannes Weigle: Emanuel Geibels Jugendlyrik. Marburg (Univ. Diss. 1910)
  • Max Koch: Geibel, Emanuel von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 265–274.
  • Adolph Kohut: Emanuel Geibel als Mensch und Dichter. Verlag des Vereins der Bücherfreunde, Berlin 1915 Digitalisat
  • Adolph Kohut: Emanuel Geibel und Berlin. In: Erforschtes und Erlebtes aus dem alten Berlin. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Vereins für die Geschichte Berlins. Mittler, Berlin 1917, S. 491–520. Digitalisat
  • Adalbert Elschenbroich: Geibel, Franz Emanuel August von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 139 f. (Digitalisat).
  • Eduard Stemplinger: Der Münchner Kreis. Platen. Curtius. Geibel. Strachwitz. Reclam, Leipzig 1933 (Deutsche Literatur. Sammlung literarischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen, Reihe Formkunst, Band 1)
  • Walther Killy: Wandlungen des lyrischen Bildes. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1956, S. 73–94
  • Beatriz Brinkmann Scheihing: Spanische Romanzen in der Übersetzung von Diez, Geibel und von Schack. Analyse und Vergleich. Marburg: Elwert 1975. (Marburger Beiträge zur Germanistik 51) ISBN 3-7708-0542-9
  • Bernd Goldmann: Geibel, Franz Emanuel August. In: Alken Bruns (Hrsg.): Lübecker Lebensläufe aus neun Jahrhunderten. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1993 ISBN 3-529-02729-4, S. 145–153 Mit Bibliografie S. 151 ff.
  • Johannes Mahr (Hrsg.): Die Krokodile. Ein Münchener Dichterkreis. Texte und Dokumente. Philipp Reclam, Stuttgart 1987 Reclams Universal-Bibliothek 8378 ISBN 3-15-028378-7
  • Haus der Bayerischen Geschichte (Hrsg.): König Maximilian II. von Bayern 1848–1864. Rosenheimer, Rosenheim 1988
  • Karl Heinz Fallbacher: Literarische Kultur in München zur Zeit Ludwig I. und Maximilian II. C. H. Beck, München 1992
  • Christine Göhler: Emanuel Geibel. Ein Lebensbild in Selbstzeugnissen und Berichten seiner Freunde. Sventana, Schellhorn 1992, ISBN 3-927653-05-5
  • Renate Werner: „Und was er singt ist wie die Weltgeschichte.“ Über Emanuel Geibel und den Münchner Dichterkreis. In: Helmut Scheuer (Hrsg.): Dichter und ihre Nation. Suhrkamp, Frankfurt 1993, S. 273–289

21. Jahrhundert

  • Hans Rall: Die Symposien König Max II. von Bayern (mit Anmerkungen über die Symposien seit Platen). Für die Veröffentlichung posthum erzänzend bearbeitet von Marga Rall. Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Beiheft 4, München 2001
  • Michael P. Schulz (Hrsg.): „Wären meine Lieder Perlen.“ Das Lübecker Geibel-Projekt. Lieder und kritische Beiträge. Weiland, Lübeck 2008
  • Birte Lipinski, Christian Volkmann, Manfred Eickhölter (Hgg.): Emanuel Geibel. Aufstieg und Fall eines Umstrittenen. Zur Ausstellung im Buddenbrookhaus. Lübeck 2015, ISBN 978-3-942310-15-4
  • Christian Volkmann: Emanuel Geibels Aufstieg zum literarischen Repräsentanten seiner Zeit. J. P. Metzler, Berlin 2018, ISBN 978-3-476-04806-6
  • Hermann Schlösser: Alabaster mit Kratzern. Zu Recht vergessen: Emanuel Geibel, Volltext, 2, 2018, S. 34–38

Weblinks

  • Literatur von und über Emanuel Geibel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Werke von und über Emanuel Geibel in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  • Werke von Emanuel Geibel im Projekt Gutenberg-DE
  • Manuskripte und Briefe Geibels in deutschsprachigen Bibliotheken und Archiven (Memento vom 22. Juli 2014 im Internet Archive)
  • Grabstelle auf dem Burgtorfriedhof in Lübeck
  • Die Gedichte auf zgedichte.de
  • Christel Busch: Emanuel Geibel: Lübecks in Vergessenheit geratener Dichter (Memento vom 27. September 2011 im Internet Archive)
  • Emanuel Geibel im Literaturportal Bayern
  • Emanuel Geibel und seine Spuren in Lübeck

Einzelnachweise

Verknüpfte Objekte


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