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Das Lied Heil dir im Siegerkranz war von 1795 bis 1871 die preußische Volkshymne. Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 wurde das Lied zur Kaiserhymne. Sie erklang bei patriotischen Gelegenheiten mit Bezug zum Kaiser, wie Thronjubiläen und Geburts- und Todestagen, gewöhnlich aber auch zu Anlässen wie dem Sedantag und zu den Reichsgründungsfeiern. Eine Nationalhymne im heutigen Sinne war es nicht, was insbesondere auf den bundesstaatlichen Aufbau des Deutschen Reichs zurückzuführen war. Vielmehr war es eines unter mehreren inoffiziellen oder halboffiziellen, zu derartigen Anlässen angestimmten Liedern wie beispielsweise auch der Wacht am Rhein. Insbesondere die süddeutschen Staaten standen dem Lied skeptisch gegenüber.
Die Urfassung des Liedes stammt von Heinrich Harries, der sie im Flensburger Wochenblatt für Jedermann am 27. Januar 1790 unter dem Titel „Lied für den dänischen Untertan, an seines Königs Geburtstags zu singen in der Melodie des englischen Volksliedes God save George the King“ anlässlich des Geburtstags König Christians VII. veröffentlicht hatte. Sie begann mit den Worten: „Heil dir, dem liebenden Herrscher des Vaterlands! Heil, Christian, dir!“ In einer auf den preußischen König Friedrich Wilhelm II. umgedichteten Fassung von Balthasar Gerhard Schumacher erschien es am 17. Dezember 1793 als „Berliner Volksgesang“ in den Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen (kurz als Spenersche Zeitung bekannt) mit dem Untertitel „God Save the King“, womit auch hier die Melodie angegeben war. Das bald populär gewordene Lied erlangte staatsoffiziellen Charakter, nachdem es im Berliner Königlichen Nationaltheater in Gegenwart des Königs am 25. Mai 1795 gespielt worden war. Im ganzen 19. Jahrhundert war es nur eine von zahlreichen deutschen Fürsten- und Landeshymnen nach der Melodie der britischen Königshymne.
Während des Ersten Weltkriegs veranlasste der Umstand, dass es seine Melodie mit der britischen Königshymne teilte, den Berliner Komponisten Hugo Kaun zusammen mit dem Verleger, Kommerzienrat und Reichstagsabgeordneten Julius Heinrich Zimmermann zu dem Versuch, eine neue Melodie auf „Heil dir im Siegerkranz“ einzuführen. Diese Absicht ignorierte jedoch, dass „God Save the King“ einen Urtyp der Monarchen gewidmeten feierlichen patriotischen Lieder darstellt, weshalb auch andere Fürstenhymnen zu dieser Melodie gesungen wurden, wie im Kaiserreich Russland von 1816 bis 1833 Molitwa Russkich oder im Königreich Bayern die Hymne Heil unserm König, Heil!, und noch werden, so die liechtensteinische Hymne Oben am jungen Rhein. Von Fürstenhymnen abgesehen hatten auch Nationalhymnen wie die frühere Schweizer Hymne Heil Dir Helvetia und das US-amerikanische Repräsentationslied My Country, ’Tis of Thee dieselbe Melodie.
Heinrich Harries war ein Anhänger der Aufklärung. Seine Liebe zu Dänemark und zum Dänenkönig gründete in der Überzeugung, dass Freiheit, Recht und Wohlstand nirgends in Europa einen vergleichbaren Stand erreicht hätten wie im Herrschaftsgebiet der dänischen Krone und dass die Forderungen der gerade angefangenen und von ihm begrüßten Französischen Revolution im Dänemark Christians VII. bereits weitgehend erfüllt seien. Dazu gehörten die Aufhebung des „Schollenbandes“ (der Bindung der leibeigenen Bauern an das Land ihres Grundherrn) im Jahr 1788, die Pressefreiheit und die Freiheit des Handels. Diese Einstellung spiegelt sich besonders in seiner zweiten Strophe wider, die, nur leicht verändert, bis 1918 zum Grundbestand von Heil dir im Siegerkranz gehörte. Nach Franz Magnus Böhme (1895) kommt hier „zum erstenmal in deutscher Dichtung die seit der franz. Revolution sich geltend gemachte Anschauung zum Ausdruck […], daß dem Fürsten gegenüber das Volk eine gewisse Bedeutung hat: «Nicht Roß und Reisige sichern die steile Höh: Liebe des freien Manns gründet den Herrscherthron.»“
Der ins Lied von Schumacher eingefügte „Siegerkranz“ bezog sich auf das Hinausdrängen des französischen Revolutionsheers aus der Pfalz und dem Rheinland während des ersten Koalitionskriegs durch die von Friedrich Wilhelm II. geführte preußische Armee. Nach der Reichsgründung, die dem preußischen König den Titel Deutscher Kaiser eingebracht hatte, ersetzte im Text der „Kaiser“ den „König“.
Die folgende Textfassung veröffentlichten Friedrich Silcher und Friedrich Erk in Schauenburgs Allgemeinem Deutschen Kommersbuch.
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Aufgrund der eingängigen, weit verbreiteten Melodie kam es in verschiedenen deutschen Königs- und Fürstentümern zu zahlreichen Nachdichtungen, so in Bayern (Heil unserem König, Heil, lang leben sei sein Teil), in Württemberg (Heil unserm König, Heil. Heil, unserm Fürsten, Heil), in Sachsen (Den König segne Gott) und in Baden (Heil du mein Badnerland). Während Emanuel Geibel nationale Verse auf Deutschland dichtete (Heil dir im Eichenkranz), schrieb der Schöpfer des Struwwelpeter, Heinrich Hoffmann, in seinem Bilderbuch König Nußknacker und der arme Reinhold (1851) eine Parodie auf das Huldigungslied des preußischen Königs, die zum zeitweiligen Verbot des Kinderbuches durch die preußische Justiz führte, vermutlich wegen Verdachts auf Majestätsbeleidigung.
Gegen absolutistische Herrscher und Arbeitsfron zum Hungerlohn hatte bereits 1825 Karl August Follen das Lied nach einem irischen Freiheitslied umgedichtet:
Von den im Ersten Weltkrieg aus Kriegsmüdigkeit und Unzufriedenheit mit den Widrigkeiten an der Front entstandenen Parodien auf populäre Lieder sei hier folgendes Beispiel angeführt:
Auf einer Postkarte aus der Zeit der Weimarer Republik findet sich eine weitere Parodie, die gegen den ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert gerichtet war und so die erste deutsche Republik verächtlich machen sollte.