Im Sommer hat das Archiv für Historische Bildpostkarten zwei wunderbare große Sammlungen geschenkt bekommen, die dazu beitragen, seine Sammel- und Forschungsschwerpunkte weiter auszubauen. Es handelt sich um die Postkartensammlungen von Jutta Assel aus München und Jean Ritsema aus Jackson, Michigan, USA. Beide Sammlungen befassen sich mit der Frauen- und Gendergeschichte vom späten 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Die Sammlung Assel umfasst ca. 3.200 Karten überwiegend aus Deutschland, aber auch aus Frankreich mit Porträts und Gruppenbildern von Menschen bei Arbeit, Geselligkeit und auf Reisen. Sie hilft Schönheitsideale zu erkunden und Geschlechterrollen zu untersuchen. Die Sammlung ist nach inhaltlichen Schlagworten systematisiert (es finden sich Schlagworte wie die Neue Frau, Kindheit, Mütter, Mode, Haare, Schmuck, Tod, Kitsch u.v.m.). Die 2020 verstorbene Jutta Assel hatte mit ihrer Sammlung und mit vielen wissenschaftlichen Beiträgen das Goethezeitportal mit aufgebaut.
Die Sammlung Ritsema mit ihren rund 5.300 Karten aus verschiedenen Ländern Europas und aus den USA spürt ebenfalls den Bildern von Weiblichkeit dieser Zeit nach. Es geht in ihrer Sammlung um Porträts und Bilder von Frauen bei der Arbeit, in der Freizeit oder in Gesellschaft. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den ersten internationalen Supermodels am Anfang des 20. Jahrhunderts: Frauen wie die geheimnisvolle Miss Wally erschienen auf Hunderten von Karten in vielen Ländern und prägten die Schönheitsideale ihrer Zeit. Anders als die Systematik der Sammlung Assel sind die Karten in der Sammlung Ritsema nach Ländern, Verlagen und Verlagsnummern geordnet, so dass sie auch einen hervorragenden Einblick in die Produktion internationaler Postkartenverlage geben. Jean Ritsema stellt dem Archiv auch ihre Forschungsergebnisse zu den abgebildeten Personen und den Verlagen zur Verfügung.
Zusammen mit den Karten der Sammlung Giesbrecht, die dem Thema Geschlechterbilder gewidmet sind, verfügen wir jetzt über ein einmaliges Bildarchiv der Frauen- und Geschlechtergeschichte mit über 11.000 Objekten. Die Sammlungen stehen allen interessierten Forscherinnen und Forschern für ihre Arbeit zur Verfügung.