Kategorien Prof. Dr. Sabine Giesbrecht ➔ 04. Öffentliche Musikausübung ➔ 4.2 Varieté, Zirkus und Spezialitäten, Jahrmarkt


Beschreibung


Das Varieté gehört spätestens seit der Kaiserzeit in Deutschland zum beliebtesten Genre städtischer Unterhaltung, wenngleich es im Vergleich zu anderen Bühnenkünsten von der Kritik nicht immer gewürdigt wurde. Seine Akteure sind z.B. Artisten und Athleten, Schauspieler, Sängerinnen und Tänzerinnen, Musiker und Musikerinnen, Humoristen und Akrobaten. Sie kommen mit ihren unterhaltsamen Shows aus aller Welt und sind „fahrendes Volk“, den Zirkuskünstlern verwandt, die ihre Künste in „Spezialitätentheatern“, Singspielhallen, Kneipen, Musikcafés oder im „Tingeltangel“ zum Besten geben. Um breite Publikumsschichten anzuziehen, zeigte man Attraktionen und Sensationen, wie z. B. den „Löwenmenschen“ (4_2-035), den Sopran-Sänger (4_2-044), Ilona die ungarische Kolossaldame (4_2-027), bot Liliputanershows und Riesenmenschen an (z.B. 4_2-007, -018, -023, -034, -052) oder versuchte durch humoristische Einlagen, Ballett-Shows (4_2-009 bis -015) oder anzügliche Gesangsvorträge (4_2-003, die Barrison-Sisters) und nicht zuletzt durch Damenorchester (vgl. Rubrik Damenkapellen, 4_2) Aufsehen zu erregen. Die Zeitschrift „Der Artist“ begann 1883 mit ihrem Erscheinen und galt bald als das zentrale Fachblatt für „Circus, Varietébühnen und reisende Theater“. Zahlreiche Bildpostkarten der vorliegenden Rubrik tragen den Vermerk „Der Artist“ (4_2-004a, -013s, -028, -051s), was wohl als Verlagsangabe zu verstehen ist oder als Hinweis, dass die jeweils abgebildete Künstlergruppe mit diesem Bild in der Zeitschrift inseriert hat. 
Nach 1900 begann der Siegeszug der Revue, bei der nicht die Aneinanderreihung völlig unterschiedlicher Darbietungen, sondern eher eine zusammenhängende, abendfüllende Inszenierung geboten wurde.

[Vgl. Wolfgang Jansen: Das Varieté. Die glanzvolle Geschichte einer unterhaltenden Kunst, Berlin 1990 (= Beiträge zu Theater, Film und Fernsehen aus dem Institut für Theaterwissenschaften der Freien Universität Berlin, Bd. V)].

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