Beschreibung
Josef Victor von Scheffel (1826–1886) gehörte zu den populärsten und meistgefeierten Dichtern seiner Zeit. Der Sohn eines badischen Offiziers studierte auf Wunsch seines Vaters hin Jura und war einige Jahre in Staatsdiensten tätig. Scheffel selbst glaubte sich zum Maler berufen, entdeckte jedoch auf einer Studienreise nach Italien seine Begabung zur Dichtkunst: Als humoristische Betrachtung mit autobiographischen Zügen entstand das volkstümliche Versepos »Der Trompeter von Säkkingen« (1854), das vom Publikum jedoch als ernstes Liebesdrama aufgefasst wurde und – zum Erstaunen des Autors – höchste Auflagen erzielte. Auch der kurze Zeit später verfasste historische Roman »Ekkehard. Eine Geschichte aus dem 10. Jahrhundert« (1855), der auf der Lebensgeschichte des St. Gallener Mönchs Ekkehard II. beruht, wurde sehr erfolgreich. Die Studentenlieder Scheffels, der der Heidelberger Burschenschaft Frankonia angehörte, haben das Bild des lebenslustigen und humorvollen Dichters mitgeprägt und gingen in die Kommersbücher der Studentenverbindungen ein: »
Alt-Heidelberg, du feine« (
2_2_3_3-003), »
Wohlauf, die Luft geht frisch und rein« (
2_2_3_3-034), »
Als die Römer frech geworden« (
2_2_3_3-001 und
-002) u. a. Scheffel stand in Verbindung mit dem Münchner Dichterkreis um Emanuel Geibel und war Bibliothekar in Donaueschingen.
Das Versepos »Der Trompeter von Säkkingen. Ein Sang vom Oberrhein« handelt von der nicht standesgemäßen Liebe zwischen dem Trompeter Werner Kirchhof und Margareta, der Tochter des Freiherrn von Säckingen: Nach einem Studentenstreich der Stadt Heidelberg (
2_2_3_3-003) verwiesen, zieht der Jurastudent mit seiner Trompete durch die Lande und trifft im Schwarzwaldstädtchen Säckingen auf die schöne Margareta. Dank glücklicher Umstände gelingt es ihm, vom Freiherrn für dessen Orchester angeworben zu werden. Als aufrührerische Bauern das Schloss stürmen wollen, tritt Werner ihnen entgegen und wird verwundet (Elftes Stück;
2_2_3_3-017). Während seiner Genesung kommen die beiden Verliebten einander näher (Zwölftes Stück;
2_2_3_3-012,
-032) und Werner hält beim Freiherrn um Margaretas Hand an, wird aber aus Standesgründen abgewiesen. Ohne Abschied zu nehmen verlässt er das Schloss (Dreizehntes Stück;
2_2_3_3-030). Nach fünf Jahren treffen die beiden sich zufällig in Rom wieder und alles nimmt ein gutes Ende. – Die auf den Ansichtskarten am häufigsten zitierten Texte stammen aus dem »Büchlein der Lieder« (Vierzehntes Stück), das Scheffel als Verbindungsstück in das Versepos einfügte, um die zeitliche Lücke zwischen Werners Abreise und dem Wiedersehen in Rom ausfüllen. Neben den Liedern Margaretas »Wie stolz und stattlich geht er« (
2_2_3_3-029,
-033) und »Jetzt ist er hinaus in die weite Welt« (
2_2_3_3-009,
-030) ist dies vor allem Werners Abschiedslied »Das ist im Leben häßlich eingerichtet« (
2_2_3_3-008,
-010,
-013 u. a.), dessen Schlusszeile »Behüt' dich Gott! es wär' zu schön gewesen,/ Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein!« äußerste Popularität erlangte und zur Redewendung wurde.
Die Beliebtheit von Scheffels Epos inspirierte bereits in den 1870er Jahren mehrere Komponisten zur Vertonung. Den größten Erfolg erlebte die Oper von
Victor Ernst Nessler (UA 1884; Libretto: Rudolf Bunge), die sich in der Handlung nur grob an Scheffels Versdichtung anlehnt. Allein in Norddeutschland wurde das Werk im Jahr 1888 über neunhundert Mal gespielt und das Textbuch erreichte bald darauf die 53. Auflage. Diese außerordentliche Bekanntheit von Versepos wie Oper hat dazu geführt, dass in den Kartenserien Motive von beiden kombiniert werden, oft unterlegt mit mehr oder minder passenden Textausschnitten des populär gewordenen Liedes »Das ist im Leben häßlich eingerichtet« (Serie
2_2_3_3-013 bis
-018 u. a.). Ein beliebtes Motiv ist auch der Abschied der beiden Liebenden, der ja in Scheffels Werk nicht stattfindet (
2_2_3_3-008,
-018 u. a.). – Ein Großteil der Karten ist mit den Worten »Behüt’ dich Gott« als Grußkarten konzipiert, auch als Feldpostkarte (
2_2_3_3-018a), meist mit dem Motiv des Abschied nehmenden Trompeters, wie er mit seinem Pferd am Ufer steht und dem Städtchen sein Lebewohl bläst (Dreizehntes Stück;
2_2_3_3-024,
-026,
-026a). Dieses Motiv war so populär, dass die Statue des Trompeters von Säckingen in zahlreichen Wohnzimmern zu finden war.
(Friederike Ramm)
Literatur: Josef Victor von Scheffel, Werke, 4 Bände, Nachdruck der Ausgabe von 1919, Hildesheim 2004; Günther Mahal: Joseph Viktor von Scheffel. Versuch einer Revision. Karlsruhe 1986; Der Trompeter von Säckingen, http://www.trompeter-von-saeckingen.de (24.06.07); Allgemeines Deutsches Kommersbuch, 167. Auflage, Lahr 1970.