Schumann-Bilder
Ausnahmsweise ist auf den drei vorderen Karten dieser Rubrik, hergestellt vom Wiener Verlag der Gebrüder Kohn, ausschließlich der Name Schumanns vermerkt. In großen Lettern erscheint er dort, wo sich bei den meisten Bildpostkarten der Titel befindet. Explizite Angaben zu den Dichtern Eichendorff, Heine und Thomas Moore fehlen. Schumann ist also Programm und von den Bildherstellern bewusst in den Vordergrund gestellt. Text und Noten vom Hauptthema des jeweiligen Liedes sind unterhalb des Bildes sozusagen in Kurzschrift angebracht und bestärken den Eindruck, dass es sich hier um das visuelle Dasein von Liedern handelt, das Text u n d Musik einschließt. Man kann vom Idealtypus einer Liedkarte sprechen, die quasi als Partitur des Sehens zu lesen ist und offen synergetisches Terrain betritt. Die Illustrationen sind Partner der Kompositionen und stellen - analog zur akustisch-musikalischen - eine zweite Existenzform des Liedes dar. Der Maler ist Erich Schütz. Seine Bilder haben poetisches Potenzial und hätten wohl auch dem Komponisten gefallen, der Freude daran hatte, die Grenzen zwischen den jeweiligen Kunstformen zu verschieben. So schreibt er 1834: "...dem Maler wird das Gedicht zum Bild, der Musiker setzt die Gemälde in Töne um."1
Die folgenden Bildbeschreibungen sollen zeigen, wie Schütz den Deutungsspielraum des jeweiligen Liedes visuell ausbreitet und erweitert. Manchmal wagt er sich stilistisch ziemlich weit vor, bleibt aber immer anregend und bemüht, den Betrachter intellektuell zu beschäftigen und affektiv zu beeindrucken. In ihrer Wirkung scheinen sich manche seiner Motive der Musik Schumanns zu erinnern oder sich ihr doch in überraschender Weise zu nähern.
Erich Schütz ist auch der Illustrator der vierten und letzten Karte, auf der Schumann gar nicht, dafür aber Heinrich Heine - wiederum an exponierter Stelle - genannt ist. Sein Gedicht "Aus alten Märchen winkt es" ist bildlich so fantasiereich und verwirrend-bunt ausgefallen, dass man unwillkürlich doch an die "lebendige" Musik Schumanns in der "Dichterliebe" erinnert wird, wo die "blauen Funken brennen" und rote Lichter auch in der Musik "im irren, wirren Kreis" rennen.
1 Gesammelte Schriften über Musik und Musiker Bd. I, hg. von Heinrich Simon, Leipzig 1888, S. 40.
Weitere Abteilungen der Ausstellung
1. Zur Person 2. Clara und Robert 3. Liedillustrationen zu "Du bist wie eine Blume"
4. Bilder zur "Dichterliebe" 5. Schumann-Bilder
6. Von der Rheinkrise 1840 bis zum Ersten Weltkrieg - Robert Schumann im politischen Diskurs
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